PELÉ & Co.

PETER MANDL

von PETER MANDL

Story

Als ich am 30.12.2022 meines Simmeringer und ehemaligen Ostbahn11- Kollegen Herbert Prohaskas Nachruf auf Pelé las, kullerte eine oder andere Träne über meine jugendfrischen 1942er- Wangerln.

Ich war 1958 dabei, als der 16jährige Peter Pumm, dem ich täglich am Schulweg begegnete, in seinem ersten Staatsliga-Match Rapid im Alleingang vom Simmeringerplatz schoss, als ein gewisser Gustl Starek 1960 mit 15 beim selben Verein auch schon in der “Ersten” spielte…

Anno 1958 ging aber noch ein anderer, unendlich großer Stern auf: der 17jährige Edson Arantes do Nascimento, später Pelé genannt, erspielte in der brasilianischen Nationalmannschaft, der Selećao, seinen ersten von drei Weltmeistertiteln.

Schon viele Jahre vorher waren für uns Jugendliche die Brasilianer, unabhängig von den aktuellen Ergebnissen, die Allerbesten. Als anfangs der Fünfzigerjahre ein brasilianisches Team (Fluminense? Vasco da Gama?) gegen Austria spielte und die Ersatzspieler in der Halbzeitpause im Praterstadion “gaberlten” und “einschossen”, machte ich mir vor Begeisterung in die Huber- Montfort- Unterhose.

Im Gassendisput schmissen wir ehrfürchtig mit Namen herum, der Traumsturm Vava, Didi, Pelé wurde sogar in einem berühmten Gassenhauer besungen. Mein persönlicher Liebling war Garrincha, rechter Flügel von Botafogo Rio, der gleichzeitig X- und O-Beine besaß.

Österreichische Vorbilder hatten wir Fetzenlaberl-, Bombentrichter- und G’stättenbuben auch: in erster Linie den zum Weltfußballer gewählten Ernst Ocwirk (Austria), danach kamen der Zauberer Harry Aurednik oder Ernst Stojaspal, natürlich ebenfalls violett. Bei Rapid, wo ich mich zufleiß nicht so gut auskenne (zwinker, zwinker), genossen vielleicht Walter Zeman, Gerhard Hanappi und Ernst Happel ähnlichen Kultstatus. Alle schon lang vom Wind der Simmeringer Haide verweht.

Über allen leuchtete aber das Glorienbild des Allergrößten. Keiner von uns – außer dem Freund meiner Mutter- hatte je die Gnade, ihn zu sehen. In den 30er Jahren trainierte und gaberlte er privat, außerhalb der Trainingszeiten, mit den abgerissenen Lausbuben am Laaerberg, war Hirn und Mittelstürmer des “Wunderteams”. Wegen seiner Eleganz und körperlosen Spielweise nannte man ihn den Papierenen. Die Hitlerei hat ihn 1939 indirekt in den Tod getrieben. Ich möchte den großartigen Schriftsteller und manischen Kommunistenfresser (er hat Bertolt Brecht die Intendanz der Salzburger Festspiele vermasselt) Friedrich Torberg zitieren:

„Er war ein Kind aus Favoriten

Und hieß Matthias Sindelar“.

Sie waren oder sind alle Genies: Maradona, Ronaldo (der brasilianische wie der aus Madeira), Mbappé unaufhaltsam, Messi, Neymar oder Zidane schachmeistererartig die nächsten Spielzüge antizipierend.

Pelé aber, der zeitlebens dem FC.Santos Sao Paulo die Treue hielt (abgesehen vom späten Ausgedinge bei New York Cosmos), ist das ewige Ideal, der Prophet des Fußballs. Adeus rei!

© PETER MANDL 2022-12-31