von Fleur Edelenbos
Nun haben sie uns. Haben uns unseren letzten Zugang zur Zivilisation geraubt. Sie haben uns umzingelt, erst ganz langsam. Danach haben sie uns gepackt und haben uns in ihr Dorf mitgenommen. Es ist nicht mal ein richtiges Dorf. Es ist eine Ansammlung von Hütten, eine Zweckgemeinschaft, um sich vor den wilden Tieren zu schützen. Ich weiß nicht, was sie mit uns vorhaben.
Nachts hören wir ihre Schreie.
Nachts sehen wir die Schatten, wie sie um ihr Feuer tanzen.
Nachts riechen wir den Rauch ihrer Pfeiffen.
Nachts kommen sie näher.
Mein Sohn hat Angst, er hat Angst um sein Leben. Aber ich habe einen Plan. Ich habe einen Plan, wie wir hier wegkommen. Ich werde Ihnen einige meiner Forschungsgeräte überlassen, zum Zeichen unserer Freundschaft. Sie haben mir meine Gegenstände gelassen. Sie haben sie sich gründlich angeschaut und dann beschlossen, dass sie damit nichts anfangen können. Doch ich habe einen Plan. Ich bin ganz klar im Kopf. So klar, wie ich eben sein kann. Wir waren bereits einige Wochen unterwegs, als sie uns umzingelten. Wir hatten ihre Schreie bereits gehört. Aber ich war besessen. Ich war besessen von Stadt Z. Es muss Stadt Z geben, ich bin mir sicher. Vielleicht beschützen die Ureinwohner die Stadt. Vielleicht beschützen die Ureinwohner das letzte Puzzleteil. Vielleicht verbirgt sich dort noch viel mehr. Doch ich habe einen Plan, ich muss einen Plan haben. Ich muss zurück, um den Menschen zu sagen, dass ich nicht aufgeben werde. Aufgeben. Aufgeben. Stadt Z.
Ich habe einen Plan, werde ihn diese oder nächste Nacht in die Tat umsetzen. Ich werde fliehen. Wir werden fliehen. Und wir werden allen Menschen davon erzählen, dass es Stadt Z gibt und dass es nur noch ein kleines Stück ist, bis wir sie gefunden haben. Denn ich habe sie gefunden, tief in mir drin, in meinen Träumen und in meinen Gedanken, da war ich schon da. Ich habe die Ruinen gesehen. Ich habe ihre Kraft gesehen, ich habe ihre Relevanz gesehen. Ich sehe dich, Stadt Z. Ich sehe, dass es dich gibt. Und unsere Gefangenschaft ist nur ein kleines Hindernis – bis ich dich treffe, bis ich dich sehen kann. Ich kann dich sehen.
Heute Nacht, heute Nacht da werde ich fliehen. Ich werde meinen Jungen nehmen und ich werde fliehen. Niemand kann mir Stadt Z verwehren.
Doch ich muss nun die Feder beiseite legen, denn ich kann die Schreie hören, die Schreie, die näher kommen. Ich kann die Schreie kommen hören. Ich rieche den Rauch, der näher kommt. Ich höre die Schritte, ich höre den Rhythmus.
Der Klang, der Klang.
Percy Fawcett, 1925.
© Fleur Edelenbos 2023-05-22