von Tina Charwat
Sie war es. Eindeutig. Ich habe sie gesehen und mein Blick kam nicht mehr von ihr los. Eine wunderschöne Frau. Kurze, schwarze Haare, funkelnde, braune Augen und ein Lächeln wie aus einem Bilderbuch. Unsere Blicke kreuzten sich und ich war im siebten Himmel. Mein introvertiertes Ich stoppte plötzlich den Kontakt und sah in die komplett andere Richtung. Meine Schüchternheit hatte wieder die Oberhand und ich konnte absolut gar nichts dagegen tun. Schon als kleines Mädchen war ich in mich gekehrt und habe mich kaum getraut mit anderen Kindern zu reden bzw. zu spielen. Auch später in der Schule tat ich mir immer schwer neue Freunde zu finden, da mir in jeder Situation der Mut fehlte und es mir die Sprache verschlagen hat. Mittlerweile hat es sich zwar schon etwas gebessert aber es nervt mich immer noch tierisch.
Mein Name ist Lexi. Ich bin 28 Jahre alt, habe einen 40-Stunden Job und bin gleichzeitig Studentin. Ich spiele seit vielen Jahren Fußball und wusste schon sehr früh, dass ich anders bin. Ich fühlte mich, seitdem ich mich erinnern kann, immer zu anderen Frauen hingezogen. Seien es Mitspielerinnen gewesen, Schülerinnen, Studentinnen oder sogar eine meiner Trainerinnen. Natürlich war ich bis jetzt immer zu schüchtern mit irgendjemanden darüber zu reden. Dieses Coming-out Thema hat mich immer beschäftigt und tut es immer noch. Schließlich möchte ich ja niemanden enttäuschen oder meine Eltern um Enkelkinder bringen. Trotzdem möchte ich Leben und dieses auch genießen. Dieser Zwiespalt wird mich bestimmt irgendwann um den Verstand bringen.
Bis jetzt hatte ich eine Beziehung, die allerdings geheim gehalten wurde und auch aus diesem Grund nicht lange gehalten hat. Rückblickend wundert mich nicht, dass sie mich damals sitzen gelassen hat. Diesen Sommer habe ich meinen Verein gewechselt um mich wieder mehr auf mein Studium konzentrieren zu können. Das Trainerteam hat uns alle zu einem gemeinsamen Kennenlernen zusammen getrommelt. Und da sah ich sie, die Frau meiner Träume. Ich kannte sie bis dato nicht, musste aber jedes Mal grinsen, als ich zu ihr rüber spähte. Ich hoffte nicht allzu auffällig zu sein und wie ein Freak rüber zu kommen. Diese Anziehungskraft, die sie auf mich hatte, war vom ersten Moment an magisch und nicht zu beschreiben. Ich musste es irgendwie schaffen, ihre Aufmerksamkeit an mich zu ziehen und meine Angst zu verdrängen, um mit ihr ins Gespräch zu kommen.
Das Treffen mit meinen neuen Teamkolleginnen war sehr amüsant und ich fühlte mich sehr gut aufgehoben und akzeptiert. Ich hatte mir so stark vorgenommen mit Vanessa zu reden, doch meine Angst hat gesiegt. Sie ist 35 Jahre alt und hat einen 4-jährigen Hund. Da wir als Team eine WhatsApp Gruppe erstellt haben, habe ich ihre Handynummer und musste sie nicht fragen, um vielleicht eine Abfuhr zu kassieren. Ich bin auf einer Seite sehr glücklich und andererseits auch angepisst auf mich selbst, weil ich so ein Feigling bin.
Wir haben 3x die Woche gemeinsam Training. Sie ist unsere Torfrau und im Trainingsoutfit ist sie wahnsinnig attraktiv. Nachdem wir uns abgerackert haben, ging es zurück in die Kabine und natürlich duschen.
© Tina Charwat 2023-06-16