von PETER MANDL
Das soll kein Bericht über die allgemein bekannten Schönheiten des von aller Welt geächteten Iran werden, die unzähligen herrlichen Moscheen, das Hochgebirge im Norden von Teheran, die heilige Stadt Qom, das (regenverpatzte) Bad im Kaspischen Meer. Auch, ob zum Schrecken der Yankees dieser Iran Uran oder Urin anreichert, ist mir angesichts atombomben- angereicherter Friedensmächte wie Pakistan oder gar Israel ziemlich egal.
Unser geschäftstüchtiger lokaler Reiseleiter verrechnete uns für jede Kleinigkeit, die oft nur wenige Cents kostete, einen grünen Rial-Schein, dessen Wert ungefähr fünf Euro betrug. Aus der vordersten Busreihe heraus beobachtete ich, wie er die von der Gruppe eingesammelten Beträge nur in Bruchteilen an den Chauffeur ablieferte. Meine spätere Beschwerde bei Djoser Reisen Köln blieb ohne Reaktion.
Die Perser sind seit Jahrtausenden als hochbegabtes Volk bekannt. Wir finden sie als Wissenschaftler bei der NASA ebenso wie als deutsche Spitzenmediziner. Nicht zu vergessen Künstler wie Nadja Maleh oder unseren genialen Wiener Haus- & Hofperser Michael Niavarani.
Nach einer kurzen demokratischen Phase entstand in den 60ern mit USA-CIA- Hilfe und Petrodollars ein aufstrebender Industriestaat, begleitet von einer relativ weltoffenen, nach innen aber brutal repressiven Diktatur der Schah Reza Pahlevi- Sippe. Diese wurde 1979 zum Scheitan gejagt und durch Ayatollah Khomeinis Terrorregime “Islamische Republik“ ersetzt.
Wir sind keine geführte, sondern nur eine begleitete Reisegruppe, und so wandle ich allein durch das atemberaubende Isfahan. Rudel von Schülerinnen umringen mich schnatternd, der Tschador fast ins Genick gerutscht, unter der knöchellangen Kleidung blitzen Stöckelschuhe und Mini- Miniröcke. Die jungen Damen wollen unbedingt ihre Englischkenntnisse anbringen, bitten um Adressenaustausch und halten mich fast handgreiflich in Geiselhaft.
Später, als ich aus dem riesigen, noch klassisch orientalischen Basar überraschend hinausgefunden habe und die wunderbaren Moscheen, soweit erlaubt, besichtige, bemerke ich, dass mir eine traurige junge Dame, so um die 25, auffällig unauffällig folgt. Aha, Freund Ayatollah, denke ich, unser angeblich ältestes Gewerbe ist stärker als deine Wächter der Revolution.
Nach einer guten Stunde Versteckerlspielens drehe ich mich abrupt um, die schwarzäugige Schönheit errötet und weicht erschrocken zurück. Ängstlich bittet sie mich, mit mir ein paar Worte Englisch reden zu dürfen. Wir praktizieren das dann auch eine ganze Weile am Ufer des Flusses Zayandeh mit Rücksicht auf die sogenannten Revolutionswächter, die aber, wie die Salzburger Krimineser, eh schon kilometerweit zu erkennen sind.
Schließlich bedankt sich Suleika (oder Scheherazade?) überschwänglich, ich krame eines meiner Schmeichelfotos aus dem Hosensack und verspreche, bald zu schreiben. Doch die iranische Post – eh scho wissen!
© PETER MANDL 2021-03-21