Peter Rosegger ohne Jedermann und ohne uns

Pretulia

von Pretulia

Story

Wieder war Advent und in Erinnerung an die Aufführung vom letzten Jahr, mit dem Jedermann als Draufgabe, stand fest, zwar ohne Jedermann, aber mit uns.

So machten wir uns voller Vorfreude auf den Weg. Es dämmerte, als wir wegfuhren. Kalt war es im Auto, mein Mann schaltete die Heizung ein und ich kuschelte mich in meinen Mantel. Im Handschuhfach fand ich eine passende CD. Wolfgang Amadeus sollte uns die Fahrt verkürzen.

Das Handschuhfach war prall gefüllt mit CDs und allem möglichen Krimskram, sodass ich es, trotz mehrerer Versuche nicht wieder schließen konnte. Lass ich es halt offen, auch egal. Jetzt war Entspannung angesagt. So fuhren wir über den Berg. Angenehm warm wurde es im Auto, Ruhe und die wunderbaren Klänge der Musik von Mozart schwebten in unserem kleinen Universum auf uns nieder. Wir fuhren auf die Autostraße auf und ….mir fielen die Augen zu. Angenehm war es so vor sich hinzudösen.

Ein ohrenbetäubender Knall riss mich in die Gegenwart zurück. Vor meinen aufgerissenen Augen erblickte ich eine Stange, die soeben in unsere Vorderscheibe ein Loch geschlagen hatte. Gleichzeitig hörte ich meinen Mann sagen: I bin eingschlafen!

Durch den Knall aufgewacht war auch mein Schutzengel und so konnte mein Mann den Wagen sicher von der linken Seite, quer über die Straße, nach rechts auf den Bannenstreifen lenken. Das Auto machte dabei vorne ein schepperndes Geräusch. Dann standen wir und gleichzeitig spürte ich einen brennenden Schmerz unterhalb meines linken Knies. Ich war damit gegen die offene Handschuhfachklappe geprallt.

Verdattert saßen wir im Auto. Plötzlich wurde meine Wagentüre aufgerissen und ein Mann beugte sich herein, ist Ihnen was passiert? Hinter uns standen drei weitere Autos auf dem Bannenstreifen. Wir wurden aufgeklärt. Unser Glück war, dass die drei Autos etwas hinter uns fuhren. Sie beobachteten, dass wir immer weiter nach links Richtung gemauerte Leitschiene kamen und so bremsten sie rechtzeitig.

Wir tuschierten die Schiene und fuhren in Folge zuerst einen Leitpfosten, sodann besagte Schneestange um, die dann unsere Scheibe durchschlug. Der Mann hinter uns übernahm alles Weitere. Er rief die Polizei an und gleich darauf war ein Polizeiauto da und zwei Polizisten kamen auf uns zu.

Einer sprach draußen mit meinem Mann. Der andere kam zu mir. Ich war im Auto sitzen geblieben, denn es war eiskalt. Wie geht’s Ihnen, sind Sie verletzt? Ich fühlte es warm an meinem Knie herunterrinnen, spürte aber, dass es nichts Ernstes war und versicherte ihm, dass alles ok wäre. Wollns an Schnaps? Ich musste trotz allem Lachen. Eindeutig, ich war in der Steiermark.

Es stellte sich heraus, wir waren fahruntüchtig. Der Abschleppwagen kam, wir durften im Auto sitzen bleiben und wurden auf einen ÖAMTC Stützpunkt abgeschleppt. Von dort holte uns meine Schwester ab.

Meine Freundin versicherte mir später, die Aufführung war nicht so gut, wie voriges Jahr. Was mich nicht wunderte, ohne Jedermann und ohne uns!

© Pretulia 2020-12-04

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