Petra, die Donaukönigin

Georg Steiner

von Georg Steiner

Story

Die Nixe Isa hat viele Donau-Kapitäne in das Unglück geführt. Endlich wird die Donau erlöst – nicht von einer Nixe, sondern von einer Königin.

Die Nixe Isa, eine Schwester der Sagengestalt Loreley, die aus der deutschen Romantik in den Ohren klingt.

Auch die Nixe Isa, so der Mythos, verführte durch die lockende Melodie leise, lieblich und auf eine gewisse Weise eindringlich und unwiderstehlich. Ihr Ziel war es, jene Schiffsleute, die sich davon betören liesen, in die Tiefen der Donau, unter den Jochensteinfelsen in ein kristallenes Schloss zu locken, wo aber schlussendlich eine tödliche Kälte auf sie wartete.

Liebreizende Frauen an Donau und Rhein, romantisch und brutal gleichermaßen. Das hat sich geändert – zumindest an der Donau. Hier erzählt man sich die Geschichte von Königin Petra. Sie entstammt dem touristischen Geschlecht des Donaufürsten Friedrich von Engelhartszell. Dieses Geschlecht hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Donau vielen Menschen zu erschließen. Dieser europäische Strom sollte ein Erlebnis werden. Sie wollten ihn aus seinem touristischen Dornröschenschlaf erwecken. Am Rhein, so ihre Beobachtung, hatte die Romantik des 19. Jahrhunderts große Touristenströme aus der ganzen Welt angezogen. Es war Zeit, auch an der Donau die Faszination dieses Flusses, die beeindruckende Landschaft, Kunst, Kultur oder Kulinarik Menschen nahezubringen. Und es war Zeit, die Gefahren, die sich durch Nixen, aber auch durch die vielen Verführungen am Land für Schiffsleute und Touristen zu entschärfen, ja in Attraktionen umzuwandeln.

In Bayern und in Österreich versuchte man das schon seit mehr als 100 Jahren mit Schiffen die auch geeignet waren, Menschen und nicht nur Güter zu befördern. Am Anfang waren es Gründungen der jeweiligen Kaiser- und Königshäuser. Die 1 .k+k Donaudampfschifffahrtsgesellschaft oder der Bayerische Lloyd. Diese Firmen wurden zu gewaltigen Gebilden, es wurden daraus eigene Königreiche, an denen sich viele bedienten, die viele zu versorgen hatten. Es kam wie es kommen mußte. Nicht die Nixe Isa machte ihnen durch ihre Gesänge den Garaus sondern gewaltige Lasten an Pensionen, an Kosten und Regulierungen. Wie ein Mühlstein hing diese Lasten an ihnen und nach mehr als 100 Jahren versanken diese großen Tanker auf den Grund der Donau.

Wo etwas Altes endet, beginnt etwas Neues. So auch bei der Schifffahrt auf der Donau. Ein niederes Geschlecht aus Bayern, im Schatten des Bogenberges, aus Irlbach kommend, erfand die Schifffahrt auf der Donau neu. Erich Wurm hieß der neue König der Donau und seine Flotte wuchs und wuchs – in Passau, in Deggendorf, in Linz und in Regensburg.

Aber erst Königin Petra hat es geschafft, dass nicht nur die Tagesgäste ihre Freude hatten, sondern dass auf noblen Kreuzfahrtschiffen Gäste aus der ganze Welt die Donau zu entdecken begannen. Anlegestellen, Programme am Land. Königin Petra betörte und begeisterte die Gäste – und da soll noch lange so weitergehen.

© Georg Steiner 2022-07-05