Petroglyphs Provincial Park Ontario/Kanada

Elke Koller

von Elke Koller

Story

Über eine unspektakuläre Anfahrt und einen kurzen Fußmarsch kommt man zu einem modernen Museumsgebäude. Es überspannt eine große, mehrmals gebrochene Felsplatte, die übersäht ist mit indianischen Malereien die ungefähr 1000 Jahre alt sind. Ein Weg führt rund um die Platte herum, sodass man alle Figurengruppen gut sehen kann.

Wir besuchten diesen Ort während unserer Kanadareise 2011. Besonders meiner Schwester und mir war es wichtig, diese geschichtsträchtige Stätte zu sehen. In unserer Kindheit haben wir unzählige Geschichten über die amerikanischen Ureinwohner gehört und selbst gelesen. Das Cowboy- und Indianerspiel war hoch im Kurs. Wie bastelten Pfeile und Bogen und spielten Wildpferde zähmen.

Als wir das Museumsgebäude betraten, war mein erster Gedanke: „Schade, dass wir ins Innere gehen müssen und den Felsen nicht draußen im Freien erleben können.“ Gleichzeitig war mit klar, dass es darum ging, diese Stätte vor dem Einfluss der Witterung zu schützen.

Nicht erwartet hatte ich die tiefe Ergriffenheit die mich erfasste. Die zahlreichen Darstellungen von Menschen und Tieren erzählten eine Geschichte, die mir direkt ins Herz fuhr. Zwischen den Bildern waren kleine Altäre errichtet, die so aussahen, als hätten die Menschen sie soeben verlassen. Es war ein Geist spürbar, der von allem ausging.

Eigentlich bin ich ein nüchterner Mensch. Aber hier, wie das eine oder andere Mal in meinem Leben, fühlte und erlebte ich etwas Unerklärliches. Die Geschichte des Ortes erfasste mich. Die Zeichnungen sprachen zu mir. Besonders tief beeindruckt war ich von einer üppigen Frauengestalt, Mutter oder Göttin, der in einer kleinen Schale Früchte und Getreide dargeboten wurden. Ich stand sicher zehn Minuten da und ließ das Bild auf mich wirken.

Ich verstehe jeden Skeptiker. Ich bin selbst eher skeptisch, besonders wenn ich etwas erzählt bekomme. Ich muss erst am eigenen Leib erfahren, dass mich etwas anrührt. Aber hier fühlte ich deutlich den Beweis, dass es zwischen Verstand und materiellen Dingen noch etwas anderes gibt.

Beim Hinausgehen sahen meine Schwester und ich uns an und wir hätten den Satz: „Hast du das auch gespürt?“, nicht gebraucht, um zu wissen, dass wir etwas sehr Ähnliches erlebt hatten.

© Elke Koller 2021-07-23

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