Pfirsichkerne

Rebekka Königsberg

von Rebekka Königsberg

Story

Manche Tage beginnen schon falsch, bevor sie da sind, Jona liegt im Bett, die Zeit verrinnt wie Sand. Die Efeutute hängt am Fenster schwer und matt, Beide leben zwischen Leben und Tod – lebenssatt.

Brain Fog nennen sie es, Watte im Verstand, Kaffee ist der Anker, den sie fest in Händen fand. Routine trägt sie fort wie ein stilles Band, Funktionieren ist gut, hat man ihr gesandt.

Die Straße riecht nach Regen und nach Qualm, Dreizehn Minuten Weg, ihr täglicher Psalm. Der Marktstand kommt in Sicht mit seiner Pracht, Herr Müller baut auf – sie wird schwach.

Und Pfirsiche.

Der Geruch trifft sie wie eine unsichtbare Faust, Überreife Süße, die sie ganz berauscht. Die Welt kippt schief, wird langsam und schwer, Der Strudel zieht sie ins Damals-Meer.

Ein Sommer taucht auf, warm und goldenfein, Sie ist achtzehn, die erste Liebe mein. Ein Pfirsich zwischen ihnen, süß und reif, Der Saft läuft über – zarter Zeitvertreib.

„Damals dachte ich, Liebe sei der Kuss, Der süß schmeckt ohne jeden Verdruss.“ Doch Schatten liegen über dieser Szene hell, Geborgenheit wird Angst – zur Höll‘.

Was war Liebe, was war nur Verlangen? Was war echt von dem, was sie empfangen? Die Erinnerung bricht wie morsches Holz, Jona fällt zurück – verwirrt, nicht stolz.

Sie „erwacht“ an der Straße, ganz verwirrt, Menschen gehen vorbei, niemand, der spürt. Der Pfirsichgeruch klebt widerlich und schwer, An der Hauswand lehnt sie sich – das Meer

Der Erinnerungen will sie nicht loslassen, Sie geht schnell weiter durch die Gassen. Bei der Arbeit setzt sie sich hin, Akten sortieren – das macht Sinn.

„Arbeit ist das Einzige, was nicht lügt“, Während sie sich in Routine fügt. Abends macht sie sich Notizen klein: „Heute war die Vergangenheit wieder mein.“

„Ich sammle diese Momente wie Scherben aus Glas, Vielleicht ergeben sie ein Bild – was war das?“ Zwischen Erinnern und Vergessen lebt sie so, Die Efeutute wartet stumm – beide nicht froh.

Doch irgendwo im Grau ist noch ein Licht, Die Hoffnung bricht sich langsam durchs Gedicht: Dass sie eines Tags versteht, was wirklich war, In jenem Sommer, der begann so klar.

Mit Pfirsichen und Küssen süß und zart, Doch endete auf eine andere Art. Jona wird nicht aufgeben den Mut, Mit den Scherben lebt sie – das tut gut.

Bis sie vielleicht ein Bild ergeben, Das zeigt ihr wahres, ganzes Leben.

© Rebekka Königsberg 2025-07-01

Genres
Biografien
Stimmung
Herausfordernd, Emotional, Hoffnungsvoll, Reflektierend, Inspiring
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