Pflichten 1.2

Sophia Holm

von Sophia Holm

Story

Selbst wenn er einen Sohn mit ihr bekäme, die Führung der Familie würde er nie bekommen. Nach meinem Tod würde sie automatisch an seinen Erben übergehe. Oder an meinen, hätte ich den die Möglichkeit jemals einen zu bekommen. Diese Chancen stehen jedoch eher schlecht. Ist meine Gefährtin doch ebenso eine Wölfin wie ich einer bin. Unsere Frauen tragen keine Kinder aus. Die Wandlung ist zu brutal. Spätestens im dritten Monat stirbt der Fötus. Momentan stand unsere Familie also ohne Nachfolger da. Würde Yago und mir etwas passieren, wäre eine weitere Blutlinie verloren.

Das ist der eigentliche Grund, warum wir Vølvas zur Frau nehmen. Sie schenken uns lebensfähig Kinder. Kinder mit der Gabe der Wandlung. Und je stärker sie ist, um so mehr Kinder kann sie empfangen und austragen. Anders als bei Menschenfrauen. Wo alleine die Empfängnis sich bereits als eher schwierig gestaltet und falls, ja falls, das Kind überhaupt ausgetragen wird, es ein rein sterbliches Leben führt. Unbrauchbar in Fenrirs Augen. Ich war dieser Unterhaltung müde. Ebenso das Wählen einer Vølva. Auch wenn es freiwillig geschah und die Frauen wussten was ihre Zukunft ihnen brachte, war der Brauch in meinen Augen barbarisch. Drei Familien von Vølvas, gebunden an drei Blutlinien der Werwölfe. Jede Tochter, die durch eine Vølva geboren wurde, wurde zwangsweise eine Auserwählte. Eine Braut der Wölfe. Zeugten doch sonst nur die männlichen Nachkommen einer Vølva weitere Töchter. Es geschah nur seltenst, dass eine Vølva eine Tochter gebar, statt wie sonst einen Sohn. Einen Erben. Ein Umstand, den bis heute niemand hat erklären können. Darüber hinaus, war diesen auserwählten Frauen mehr Macht zuteil, als ihren Schwestern. So wie im Fall von Katharina. Eine Vølva geboren von einer Vølva. Aber jetzt wo es nur noch zwei reinblütige Linien gibt, erinnert Fenrir uns regelmäßig an unsere Pflichten. Ja ich weiß, dass ich drei gesagt habe, aber die Drăculeas werden von Fenrir nicht anerkannt. Auch wenn die Männer dieser Linie geborene Werwölfe sind. Sie stammen nicht von ihm ab. Das genügt, um sie auszuschließen. Der Rest unserer Linien fand ihr Ende in Kriegen, Intrigen oder im Fegefeuer der Hexenkriege. Erst seit kurzen herrscht so etwas wie Frieden. Eine Zeit des Aufatmens und des neu Strukturierens. „Willst du dass den Bruder? Eine Vølva als Gefährtin?“ Ich beobachte Yago. Sehe das Verlangen in ihm wachsen und kenne die Antwort bevor er ansetzt sie mir zu geben. „Die einzige Frau, die bis jetzt mein Herz zum Schlagen brachte, war Jellena. Eine Schönheit aus dem Norden, wenngleich sterblich. Ihr Temperament, ihr Stolz, ihre Hingabe. Bruder sie fehlt mir. Also ja. Ich bin damit einverstanden!“ Jellena. Eine einfache Sterbliche. Ja ich erinnere mich, auch wenn es mittlerweile einige Jahrhunderte her ist. Sie war ein Wirbelwind. Geboren im hohen Norden, als einst freie Frau endete sie als Sklavin und schließlich in Yagos Haus. „Also gut dann soll es so sein.“

© Sophia Christiansen 2023-05-15

Genres
Romane & Erzählungen, Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Informativ