Wir sitzen im Haydnsaal mit den barocken Fresken und Gemälden des Schlosses Esterhazy in Eisenstadt und genießen die wunderbare Atmosphäre vor dem Picknickkonzert. Die Bühne ist noch leer, aber wir hören schon Trompetentöne, Streicher, Oboen, das Orchester spielt sich ganz leise hinter der Bühne ein.
K. und R., unsere Münchner Freunde, haben uns die Karten geschenkt und wir dürfen die beiden bei dieser Aufführung vertreten, ihr Sohn M. hat nämlich an dem jährlich stattfindenden Sommerkurs für Musikstudierende aus aller Welt im Attergau teilgenommen. Dabei werden jungen Musikern Einblicke in die Tradition des Orchesterspiels gegeben und von Mitgliedern der Wiener Philharmoniker betreut.
Der große Auftritt im Haydnsaal bildet den Schlussakkord und die zukünftigen Musikerinnen und Musiker fiebern wie wir dem kulturellen Ereignis entgegen. Langsam füllt sich der Saal, neben uns gibt es jeweils zwei Sessel, die mit einer goldenen Masche – einer Absperrung – versehen sind. Corona ist auch hier allgegenwärtig, aber die Freude, endlich wieder an einem Konzert teilhaben zu dürfen, ist gewaltig.
Und dann erscheinen die jungen Menschen und nehmen ihre Plätze auf der Bühne ein. Wir haben M. genau im Visier und sehen, wie er seine Trompete in den Händen hält. Er streicht sich eine Strähne aus der Stirn, die Aufregung ist bei ihm deutlich zu erkennen. Die Besucher applaudieren, dann erscheint der Dirigent, Antonella Manacorda, knisternde Spannung liegt in der Luft.
Zuerst erfreuen wir uns an der Konzertouvertüre, dem „Märchen von der schönen Melusine“ (Mendelssohn Bartholdy) und dann erleben wir ein Konzert für Violine und Orchester von Dvorák. Ich bin zeitweise zu Tränen gerührt, denn der Geiger Benjamin Schmid entlockt seinem Instrument Töne, die das Herz im Innersten berühren. Die Harmonie zwischen dem Solisten und dem Orchester ist ganz deutlich spürbar, ein Hörgenuss, den wir niemals vergessen werden!
Nach dem tosenden Applaus holen wir den Picknickkorb und wandeln Richtung Schlosspark. Wir breiten die Picknickdecke aus, platzieren die Köstlichkeiten auf der Decke. Es macht Spaß, eingelegtes Gemüse vom Neusiedler See, Palatschinkenröllchen, Freilandhenderl, Blechkuchen mit dem Beerenragout und mehr in den Gläsern zu entdecken und dazu burgenländischen Wein zu trinken.
Dann geht es zurück in den Haydnsaal, da betrachten wir vom Fenster die jungen Musiker, wie sie Handyfotos schießen. Wir erkennen M. und machen auch einige Erinnerungsfotos für seine Eltern. Nach dem Gong nehmen wir wieder Platz.
Die Sinfonie in Es-Dur von Haydn mit dem Paukenwirbel beginnt und nimmt uns gefangen. Abschließend genießen wir die Ouvertüre zu „Le nozze di Figaro“. Am Ende der Aufführung sitzen wir ganz still, bis dann der stürmische Applaus einsetzt, den diese jungen Menschen mehr als verdient haben und sichtlich genießen. M. fährt weiter nach Wien, wir sind sehr stolz, dass wir bei „seiner“ Aufführung dabei sein durften!
© Christine Büttner 2020-08-19