1984 zog ich nach Graz, der Liebe wegen. Ich verlieĂź dafĂĽr eine tolle Stadt, Salzburg, einen tollen Job mit Firmenauto, einen wunderbaren Freundeskreis.
An meinem 34. Geburtstag kam ich an. Sonntag. Am Montag war ich schon in der Arbeit. Das ging sehr eigenartig zu. Monate vorher fiel mir in Salzburg eine alte Ausgabe der SN aus der Hand – und auf. Genau auf der Seite mit einem Jobangebot des Steiermärkischen Landesfremdenverkehrsverbands. Assistentin der GF. Sofort hingeschrieben. Lange nichts gehört. Dann ein Brief. Ich war in der engeren Auswahl. Von 62 Bewerberinnen. Sollte aber noch einmal meine Unterlagen schicken, denn die waren unauffindbar. Mein erster Eindruck von diesem Amt, der sich dann später rapide verschlechterte.
Die zweite Bewerbung ging nicht verloren. Ich durfte antanzen. Bekam den Job. Große Freude. Als ich dem zuständigen Landesrat vorgestellt werden sollte, zog ich mich „ländlich-sittlich“ an, dunkelblaue Bundhose (!), weiße Bluse und Stutzen, hellblaues Strickjackerl, gestricktes Mascherl. Oje! Falsch! Die Hosen vor allem. Der Herr Landesrat liebte zwar Blusen, aber noch mehr die Inhalte derselben. Sein Blick sagte: Wenn der Vertrag nicht schon unterschrieben wäre…
Ich hielt es eh nicht lang aus. Schmiss mich zwar voll Elan in die Arbeit, hatte, muss ich in aller Bescheidenheit sagen, tolle Erfolge, arbeitete für zwei. Das war auch notwendig. Ich möchte das jetzt allerdings nicht vertiefen. Bevor 6 Monate vorbei waren, hatte ich meine Bewährungsprobe und die Aussicht auf lebenslängliche Pragmatisierung vergeigt.
Bald darauf heuerte ich bei Pieps an. Weltweiter Vertrieb Lawinen-Pieps. Das erste Treffen mit dem Chef, den ich später „mein Piepsi“ nannte (ist mir heute peinlich), fing vielversprechend an. Am Telefon. Wir trafen uns in einem Gasthaus in Graz, er sagte: Meine Autonummer ist ST 16. Ah, dachte ich mir, wieder ein Diplomat. Ich war das nämlich gewohnt. Die letzten beiden, vor dem Desaster beim Steirischen Fremdenverkehr, waren Generalkonsuln. Honorar.
Als ich auf dem Parkplatz keine St. 16 fand sondern nur St. 16.259, war ich enttäuscht. Aber der zukĂĽnftige Chef war nett, und doch nicht so, dass er mir „gefährlich“ werden konnte. Ich nahm an. Schrieb die ersten Wochen auf einer Schreibmaschine in der KĂĽche. Es gab noch kein BĂĽro. Pieps hatte er mitgenommen von motronic, „herausgelöst“ in eine eigene Firma.
Das erste, was er tun wollte: Den Namen Pieps, der damals eine Marke von Weltrang war, ändern. Um Himmels Willen, sagte ich. Er bekam Zweifel, ließ es Gott sei Dank bleiben. Wir waren auch sonst oft nicht einer Meinung. Vor allem in den letzten Jahren, da war ich im Wechsel, wo die Frauen noch schwieriger werden. Als ich 50 war, wurde er mich los.
Meine Rache war fĂĽrchterlich. Ich nahm einen ganzen 10-er Karton Tixo-Rollen mit, mit der Aufschrift „Pieps kann Leben retten – Pieps can save lives – Pieps kann Leben retten – Pieps can…“. Und, was soll ich euch sagen: Es hat geholfen!!
© 2020-09-03