Ich habe den Pinguin wieder getroffen. Und das hat sich mehr als nur seltsam angefühlt. Ich habe jegliche Gefühle, die ich nie zuvor gespürt habe, plötzlich im Bauch gefühlt. So als würden sie in mir pochen, mich langsam von innen zerfressen. Der Augenblick, in dem sich unsere Blicke getroffen haben fühlte, sich an wie tausend Messerstiche auf einmal. Direkt in die Brust, ohne Halt. Es fühlte sich an als wäre das alles gerade nicht geschehen, als wären wir beide nie geschehen. Meine Beine werden Taub und mein Blick ist starr nach vorne gerichtet, sobald du weiter läufst. Mein Herz pocht in einem so unregelmäßigen Rhythmus, das es mir Angst macht und mein Kopf droht in jeder weiteren Sekunde, in der ich auf der Stelle stehe zu platzen. Als ich mich endlich dazu entscheide mich um zudrehen, starren mir deine Augen direkt wieder entgegen. Deine Lippen formen sich zu einem kleinen, aber aufrichtigen lächeln und ohne das ich es möchte formen sich meine Lippen zu exakt demselben lächeln wie deine. Ich sehe wieder zurück, um mich zu sammeln, doch ich kann deine Blicke ganz genau auf mir spüren. Es fühlt sich an als würdest du mich berühren und mir tausend Dinge sagen, ohne es tatsächlich zutun. Als ich erneut zurückblicke, glaube ich das du weg bist, doch du stehst noch immer da und starrst mich an. Dein Blick verändert sich nicht, er bleibt immer gleich. Ich würde mich nur zu gern in diesem Blick verlieren, doch es geht nicht. Neben dir steht jemand. Und deine Hand ist um ihre Hüfte gelegt. Dein Blick ruht auf meinem, aber deine Hände sind bei ihr. Ich weiß nicht, wer du bist und wer du sein willst, aber ich weiß, wer ich bin. Also habe ich gesprochen. Ich bin nah zu dir gegangen, habe jegliches Gefühl abgelegt und dir direkt in die Augen gesehen, sowie ich es schon viel zu oft getan hatte. Deine Blicke sind geübt und auch dein Lächeln ist nicht echt. Pinguin, du bist nicht der für den ich dich gehalten habe. Die Worte, die du zu mir sagst, brennen in der Brust und mein Herz macht einen kurzen Stolperer, bevor ich meine Augen endlich von deinen wenden kann. Es fühlt sich komisch an. Ich habe damit gerechnet, Pinguin. Ich wusste, du bist nicht der von dem ich geglaubt habe das du es bist. Und trotzdem hat es in meinem Herzen ein kurzes Feuer ausgelöst, welches ich in dieser Nacht nicht mehr löschen konnte. Ich war und bin eine von vielen und das ist okay, Pinguin. Du hast es mir von Anfang an irgendwie klargemacht. Und trotzdem habe ich das Gute in dir gesehen. Vielleicht ist da auch was Gutes, aber das musst du erstmal für dich selbst herausfinden. Du wirst immer der Pinguin bleiben und hellblau ist deine Farbe. Nur hast du keine Ahnung davon. Vielleicht kann ich es dir eines Tages verraten. Eines Tages, wenn du nicht jedem diese Blicke zuwirfst. Eines Tages, wenn ich nicht das Gefühl habe bei dir zu erfrieren.
Danke, wofür auch immer. Pinguin.
© Julia Maria Hartel 2022-12-18