Pizzaioli

Horst Sammet

von Horst Sammet

Story

So gut wie alle kennen ihn, aber kaum jemand weiß seine korrekte Berufsbezeichnung – der “Pizzaioli” wie der gelernte Pizzabäcker in Italien offiziell heißt. Gut, ich mache inzwischen auch sehr gerne Pizza, aber diesen Titel würde ich mir niemals anmaßen, darum nenne ich mich in der heutigen Zeit lieber einen Darsteller.

Was mir allerdings noch in meiner Küche fehlt, wäre das kupferne Ölkännchen hierzu. Nein, nicht das zum Abschmieren der alten Knochen, sondern das wunderschöne Kupferkännchen mit welchem der Pizzaioli elegant einen feinen dünnen Strahl Olivenöl über der fertig gebackenen Pizza verteilt. Da diese Kännchen aber sündhaft teuer sind, begnüge ich mich mit meinem kleinen Porzellankännchen.

Die vor einigen Tagen fabrizierte Calzone ist natürlich bereits verspeist, aber da ich immer eine Teigmenge für vier Personen zubereite, ruht ein Teigteil seit vier Tagen im Kühlschrank. Selbst etwas Restsoße ist noch vorhanden.

Beim Betrachten dieser Zutaten kommt mir eine neue Idee und ich lege gleich los, weil sich jetzt auch noch der große Hunger meldet. Den Pizzateig knete ich nochmals händisch durch, lege ihn auf dem Backblech aus und ziehe einen Rand hoch. Ich habe noch eine übrige Schinken- und vier Salami- Scheiben, welche ich auf den Teig lege. In die vorhandene Käsesoße gebe ich noch eine kleingehackte Zwiebel, drei frisch gepresste Knoblauchzehen, sowie etwas Olivenöl. Jetzt nur noch umrühren und das Ganze auf dem Teig verteilen. Auf die Käsemasse streue ich noch etwas Harrisa, um Schärfe zu erhalten. Jetzt aber ab damit in den Ofen und bei 200°C mit Heißluftunterstützung ist meine “Quiche-Pizza” nach 30 Minuten fertig gebacken und darf serviert werden.

In der Zeit, in der die Pizza sich im Ofen befindet, gehe ich auf die Pirsch und fange an zu suchen, denn da müßten doch irgendwo noch zwei Flaschen vom Roten sein. Leider ist es nur noch eine, aber immerhin, denn nicht das es heißt: Bei Dir wird nur Wasser ausgeschenkt. Ein guter Freund meinte einmal: Wasser trinken nur Kamele und weil ich keines bin, bitte ich um ein Glas von Eurem Roten – Bittschön` und Danke.

Unsere Nachbarin hat mir aus Italien ein schönes neues Spielzeug mitgebracht. Na ja, eigentlich kein Spielzeug, sondern eine Hand-Nudelmaschine, welche unsere Küchenausstattung ergänzt. Mit einem ähnlichen Gerät in absoluter XXL-Größe habe ich in der Bäckerei Mürbeteig- und Blätterteig-, sowie Plunderplatten ausgerollt, aber niemals einen Nudelteig.

So heißt es nun demnächst “Nudeln selbst herstellen”, aber ich schätze, dass ich da fleißig üben muss, bis eine fotogene Teigware daraus wird. Ich bin aber guter Dinge und sollte alles gut gehen, werde ich wohl eine Story über Lasagne oder Canelloni schreiben. Beides geistert bereits seit längerem in meiner Vorstellung herum, aber nun ist ja ein Utensil in die Küche gekommen, das mich nahezu dazu zwingt, in dieser Richtung tätig zu werden.

© Horst Sammet 2022-06-14

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