von CarolinaDiNapoli
Ich zog also um, nach Tramonti an die Amalfi Küste. Ich freute mich auf den kulturellen Austausch. Was hat es mit dem Essen auf sich? Italien – Essen ist also wichtig, klar. Aber wie wichtig?
Hier war ich also, angekommen im Süden. In Tramonti, einem kleinen Ort an der Amalfi Küste. Es war März, und wir wollten den Geburtstag einer Kollegin feiern, die erst seit Kurzem in Tramonti war. Wie feiert man also einen Geburtstag im März im süd-italienischen Hinterland? Schnell hielten wir uns an die „Empfehlungen“ unserer einheimischen Kollegen. Angesagt war eine „Pizzata“, so etwas wie ein Pizza-Abend. Tramonti hat eine lange Tradition der Pizza, Pizza ist kein Fast-Food, Pizza ist ein soziales Ereignis. Natürlich haben wir im Büro einen echten Holz-Pizza- und Brotofen. Tramonti, weiter oben im Tal und umgeben von Wald, war über Jahrhunderte das Zentrum des Brotbackens und damit auch der Pizza an der Amalfi-Küste. Eine Tradition, die sich bis heute erhalten hat (und wahrlich, es gibt sogar eine eigene Pizza-Schule, die Pizza di Tramonti).
Im Büro hatten wir also nicht nur einen Holzofen, sondern auch lokales Getreide (aus dem Cilento, die Sorte Marco Aurelio), eine Mühle, lokales Weizenmehl, eigenen Sauerteig und es konnten auch alle Pizza backen. Die intensiv rote Tomatensauce war aus Eigenproduktion, die lokale Sorte Re Fiascone aus dem vorigen Sommer, „Fior Di Latte“, frischer handgemachter Mozzarella aus Tramonti, „Provola“, geräucherter Mozzarella, ebenfalls frisch und handgemacht. Milder Oregano selbst gesammelt aus den Monti Lattari und die „Alici“, selbst eingelegte Sardellen entsprechend der Tradition aus dem nahe gelegenen Cetara. Nie käme hier jemand auf die Idee, beliebige Zutaten aus dem Supermarkt auf die Pizza zu legen. Das Geheimnis am italienischen Essen, so verstanden wir, liegt damit nicht nur in der Zubereitung, es liegt vor allem auch in der Auswahl der Produkte.
Als am Tag der Tage die ersten Gäste eintrafen, so gegen 20.00, hatten wir schon mehrere Stunden lang Vorbereitungen erledigt. Dann das Erlebnis – es wurden immer zwei bis drei Pizzen gleichzeitig gebacken. Die meisten wurden zu Pizza Margherita, Schönheiten mit Tomatensauce, Mozzarella und Basilikum. Klassisch gut und für alle Anlässe geeignet, ist und bleibt sie einfach die Lieblingspizza. Geviertelt oder geachtelt kam sie auf einen großen Pizza-Teller in die Mitte der Tische. Und her kamen die Leute zusammen, plauderten und besprachen Pizza, Zutaten und Zubereitung. Dazu Bier.
Zur Ehre des Abends durften wir auch probieren: Die Teig-Leibchen vorsichtig aber entschlossen verbreitern, dann vorsichtig drehend die Pizza mit Rand formen, ohne Löcher. Kompliziert und voller Widersprüche. Belegen, mit Tomatensauce, Mozzarella und einem Schuss Olivenöl, auf die Pizzaschaufel… und im Ofen wieder runter! Sagen wir, es brauchte einige Versuche. Aber es war nur die erste von vielen Pizzata, und wir hatten auch mehrere Monate Zeit.
© CarolinaDiNapoli 2020-11-08