Planlos

Mimimalismus

von Mimimalismus

Story

In Gedanken versunken, betrachtete ich meinen imaginären Plan vom Leben. Mit Stolz konnte ich schon viele grüne Häkchen hinter den Punkten verzeichnen. Strukturiert hatte ich die Punkte auf der Liste von oben nach unten abgearbeitet. Klassiker wie eine feste Beziehung, Haus mit Garten, unbefristeter Job mit gutem Einkommen, waren mit von der Partie. Mein Blick schweifte zur nächsten Lebensaufgabe. Endlich war sie dran, die Familiengründung. Lange fieberte ich auf diesen Punkt hin. Schon längst lagen mir Freunde und Familie in den Ohren. Je mehr ich von meiner Liste erfüllt hatte, desto lauter wurden die Stimmen von außen. Auch meine eigene Erwartungshaltung drohte mich zu übermannen.

Lange war er für mich nicht da, der berüchtigte richtige Zeitpunkt für ein Kind. Doch endlich war es so weit, die Weichen gestellt und alle Vorbereitungen getroffen. Ich startete mit voller Fahrt voraus in Richtung Familiengründung und damit mit vollem Karacho ins vermeintliche Unglück.

Völlig unvorbereitet traf ich auf die Diagnose Endometriose. Mein so durchdachtes und geordnetes Leben geriet mit einem Mal ins Wanken.

Es folgte ein unerbittlicher Kampf. Der unerfüllte Kinderwunsch zwang mich in die Knie und siegte. Der Plan meines Lebens flatterte neben mir zu Boden, zerrissen in tausend Fetzen. Stark verwundet und im Glauben an die Unbesiegbarkeit meines Gegners, war ich nicht bereit für eine Revanche. Die bis dato erreichten Lebensziele verpufften ebenfalls der Reihe nach.

Mit dem Ende der Beziehung, dem Auszug aus dem gemeinsamen Haus folgte eine Erkenntnis. All das Vorhandene war mindestens genauso leidenschaftslos wie mein besagter Plan vom Leben. Die Beziehung war keine Liebe und das Haus nicht mein Zuhause. Der Beruf langweilte mich und Karriere war nicht in Sicht. Die Qualität der abgehakten Punkte ließ kurzum zu wünschen übrig.

Die Planlosigkeit brachten Leere sowie Hoffnungslosigkeit mit sich und mündeten in tiefer Verzweiflung. Ich steckte in einem Labyrinth und fand den Ausweg nicht.

Wie sollte mein Weg nun weitergehen? Stehenbleiben war keine Option, also setzte ich einen Schritt vor den Nächsten. Was ich nicht wusste, es war der Beginn von etwas ganz Großem. Die Orientierungslosigkeit war nur der Anfang vom Abenteuer. In Erinnerungen schwelgend nehme ich euch mit zu den bedeutendsten Wegpunkten meiner bisherigen Reise.

Durch die Niederlage hatte ich fast alles verloren, aber letztendlich auch so unendlich viel gewonnen. Planlos hatte ich Freiraum gewonnen für neue Ziele, Spontanität und das große Glück.

Photo by Victor on Unsplash

© Mimimalismus 2022-06-11

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