Plastikflaschen und Schnitzel

Daniela Krammer

von Daniela Krammer

Story

“Keine Plastikflaschen! Ich will kein Wasser aus einer verdammten Plastikflasche trinken! Und ich will keine Plastikflasche im Haus haben. Und im Auto soll auch keine Plastikflache herumkugeln!” mein Mann ist fuchsteufelwild. Wir haben schon vor langem vereinbart, dass wir nur in ganz seltenen Ausnahmefällen Cola oder Eistee in Plastikflaschen kaufen. Aber wenn wir spontan beschließen, wandern zu gehen, brauche ich Wasser, und das gibt es dann oft nur in abgefüllten Plastikflaschen.

Er hat gerade mein Auto ausgeräumt und wieder eine leere Plastikflasche unter dem Sitz entdeckt. Ich hab ein schlechtes Gewissen, aber gleichzeitig auch nicht. Diese leere Plastikflasche liegt genau deshalb unter dem Autositz, damit ich bei spontanen Wanderungen eine leere Wasserflasche hab, die ich schnell auffüllen kann, ohne mir sofort eine neue kaufen zu müssen. Ich erkläre es ihm und langsam verschwindet sein Grant. Ja, das macht Sinn – die Flasche darf wieder unter den Autositz.

Was meinem Mann die Plastikflasche ist, ist mir das Fleisch. Rindfleisch kaufe ich sowieso nur noch ganz selten. Öfter als einmal im Jahr muss es kein Steak vom argentinischen Rind sein, hin und wieder Zwiebelrostbraten oder ein Geschnetzeltes, aber dann ausschließlich Bio-Fleisch aus Österreich. Es darf auch mal eine niederösterreichische Weidegans sein, um die ganze Familie zu verwöhnen. Und manchmal sogar ein Schweinsschnitzerl vom Biobauern. Aber das kostet. Jedesmal, wenn mein geliebter Ehemann die Rechnung sieht, stöhnt er auf. “70,- Euro Kilopreis!” ist er entsetzt. Ja, sag ich. “Das absurde sind nicht die 70 Euro sondern die 2.90 Euro Kampfpreis beim Lebensmittelhändler! Weißt du, unter welchen Bedingungen diese Tiere gehalten und geschlachtet werden? Willst du dir mit mir nochmal die Doku anschauen?”

Schweine, die ihr Leben lang keine Sonne sehen, die unter erbärmlichen Bedingungen kastriert werden, die als Muttersäue monatelang am Boden festgeschnallt sind, um als Futterstation für die Ferkel zu dienen.Tiere, die von Anfang an mit Antibiotika und anderen Medikamenten vollgepumpt werden. Die auf Spaltböden leben, durch die ihre Extkremente fallen sollen. Wenn man sowas einmal erlebt hat, kann man dieses Fleisch nicht mehr essen. Ist ja auch nicht notwendig. Bei dem Lebenswandel, den wir üblicherweise haben, reicht ein bis zweimal pro Woche Fleisch völlig aus. Wir sind schließlich keine Holzfäller, die unbedingt dichte Kalorien brauchen. Und wer die Lasagne mal mit Hokaido-Kürbis und Kürbiskernen zubereitet hat, muss nicht immer Faschiertes drinnen haben.

Glasflaschen, mehr Gemüse, weniger dafür hochwertigeres Fleisch, weniger Fliegen, mehr Zugfahren – alles Dinge, die im Grunde der eigenen Gesundheit gut tun und dabei ein kleines Stück die Welt retten. Weil einen großen Plan, die Klimakatastrophe abzuwenden gibt es eh nicht. Da hilft jeder kleine Schritt, wenn nur viele ihn tun.

© Daniela Krammer 2021-05-13

Hashtags