Ich muss gar nicht erst damit anfangen und darauf hinweisen, wie viel Plastik sich mittlerweile in den Meeren verteilt hat. Die Thematik dürfte weithin bekannt sein. Viel erschreckender ist, was es mit den Tieren macht, deren Lebensraum die Meere und Flüsse sind. Ich pflege gerne zu sagen: Regierungen können innerhalb weniger Tage ein gesamtes Land herunterfahren und in einen Lockdown versetzen, aber um Plastikstrohhalme zu verbieten, brauchen sie mehrere Jahre. Irgendetwas rennt da schief in meinen Augen. Das Erschreckende daran sind die Bilder. Natürlich könnt ihr wegsehen und viele sehen auch weg. “Was interessieren mich Bilder von Fischen mit Plastik im Magen?“ “Was interessiert mich ein angespülter Wal, der durch Plastiksäcke erstickt ist?“ “Ich werfe meinen Müll während der Autofahrt beim Fenster hinaus, ich will den doch nicht spazieren führen.“ Leider sind das Tatsachen.
Das wirklich Schreckliche sind aber in meinen Augen ganz klar Plastikstrohhalme und das hat einen Grund. Ich habe vor ein paar Jahren ein Video gesehen von einer Meeresschildkröte. Eine wunderschöne grüne Schildkröte. So wie wir sie auch von ‘Findet Nemo’ kennen. Und diese Meeresschildkröte hat einen Plastikstrohhalm in der Nase stecken. Man sieht zwei Personen. Die erste Person hält die große Schildkröte in seinen Händen, der zweite hat eine Zange in der Hand. Nun versuchen sie der Schildkröte zu helfen und den Strohhalm zu entfernen. Ich kann mich an das Video erinnern, als hätte ich es gestern gesehen. Ich seh den Blick der Schildkröte, wie sie ihre Augen zukneift und sichtlich Schmerzen hat. Immer wieder ihr Maul aufreißt und man das Gefühl hat, die Schildkröte möchte einfach schreien, wenn sie könnte. Auch hat die Person sichtlich Schwierigkeiten, den Strohhalm aus der Nase des Tieres zu ziehen, so fest steckt dieser in ihrem Fleisch. Am Ende kommt ein 20-30 Zentimeter langer Halm zum Vorschein und eine sichtlich erschöpfte Schildkröte bleibt zurück. Das ist einfach nur herzzerreißend und löst etwas in mir aus. Wut, Haas, Traurigkeit, Mitgefühl, Liebe. Diese arme Schildkröte. Wer weiß, mit wie viel Plastik sie noch in Berührung kommen wird. Ich will gar nicht daran denken, wenn ich mich an ihren schmerzverzerrten Blick zurückerinnere. Fische, die in 6er-Tray Plastikringen feststecken. Wieso sollte es irgendein Lebewesen verdient haben, so einer Qual ausgesetzt zu werden, nur weil wir Menschen konsumgeil sind. Ich sehe es selbst. Plastik zu vermeiden ist schwierig. Jeden Monat ist der Kübel bis obenhin voll und das, obwohl ich aktiv darauf achte, Plastik zu vermeiden.
Sollte sich bei meinem Müll nun doch ein Plastikstrohhalm eingeschlichen haben, wird er kurzerhand zerschnitten. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass einer grünen Meeresschildkröte besagter Halm in der Nase stecken bleibt und sie daran, wie jedes andere Tier auch, leiden muss.
Auch wenn es wenig Unterschied macht – bitte achtet auf euren Müll.
© Victoria F. Edlinger 2021-08-13