von WORTANGEL
An Liebesknochen hatte ich vor mehr als 40 Jahren das letzte Mal Spaß. Heute sind sie mir zum ersten Mal wieder aufgefallen. Wie Hasenpfötchen im Startblock warten sie hinter dem Tresen und buhlen um Aufmerksamkeit.
Viel schöner als damals sehen die französischen Leckereien in meinem Lieblingscafé aus. Die einen hübsch garniert mit Sahnehäubchen auf rosa Fondant gefüllte mit Schokoladencreme, die anderen mit Vanilleschaum und Zuckerperlen auf dicker Ganache. Beide müssen auf meinen Teller, 600 Kcal sind’s bestimmt, dazu ein Cappuccino und meine Laune ist perfekt.
Heute gibt es nichts zu belauschen. Das Café-Duo trifft sich erst nächste Woche wieder hier. Sie wollten beide eine Saftkur machen, um wie sie sagten, ein wenig von ihren Sündenpfunden zu verlieren.
Da fällt mir ein Pärchen auf, um genauer zu sein, ein Mann und eine Frau, zumindest von außen betrachtet, die sich deutlich hörbar über Fußball am anderen Ende der Welt unterhalten. Stimmt, die Frauen-WM läuft. Es geht ein bisschen hin und her und wer sich von den beiden mehr für die Spiele oder die Frauen interessiert ist nicht ganz klar.
Ich weiß nur, dass ich Fußball in den 70ern toll fand. Da hatten die Spielermänner noch richtig knackige Höschen an. Doch, je älter ich wurde, umso länger wurden die kurzen Hosen und von den muskulösen Sportleroberschenkeln bleibt mir nur noch die Erinnerung. Und noch was, seit die Schiedsrichter den Jungs die gelbe Karte zeigen, wenn sie sich vor Freude ihr Trikot vom Leib reißen und ihren nackten Oberkörper zu Schau stellen, bin ich endgültig kein Fußballfan mehr. Manno …, was bleibt mir da noch: keine durchtrainierten Oberschenkel, kein Sixpack. Wenn mir die Oberaufseher-Spaßbremsen der Weltbehörde weiter so verstaubt daherkommen, wechsle ich die Sportart und warte auf die nächste Schwimm-WM.
Da ich weder auf Saft in rauen Mengen stehe und ein flacher Bauch noch nie zu mir gepasst hat, genieße ich jetzt meine beiden Eclairs.
Bild: pixabay, summer_karriezhu
© WORTANGEL 2023-07-27