Poldi, du alter Hund

Der 13A ist ja immer sowas wie ein Bus der Emotionen. Meistens, weil man zusammengefaltet drin steht und die ganze Achterbahn von Hass („Muss der da wirklich noch einsteigen?“) bis Hoffung („Nur noch eine Station“) durchlebt.

Eines Tages meinten es die Götter des öffentlichen Verkehrs gut mit mir und ich gewann quasi den Lotto Sechser im 13A fahren: einen Sitzplatz! Mir gegenüber setzte sich eine Mutter mit ihrer ungefähr siebenjährigen Tochter hin. Die Kleine hatte verheulte Augen, Muttern nahm sie in den Arm und begann vom Poldi zu erzählen. Was für ein toller Hund er war, und dass 14 Hundejahre in Menschenjahren noch älter ist als der Opa mit seinen 80 Lenzen. Poldi wollte am Ende nicht mehr, weil er schon so krank war, dass ihm alles weh tat. Deshalb mussten sie ihm auf seinem Weg zum lieben Gott helfen. Dort oben im Hinmel ist der Poldi jetzt und wird von Gott ganz lieb gehabt und ist wieder jung und ohne Schmerzen.

Die Kleine sah ihre Mutter an und sagte: „Aber ICH hab ihn doch soooo lieb gehabt, warum hat das nicht geholfen? Warum hat er trotzdem Schmerzen gehabt? Warum musste er sterben? Wenn Gott weiß, dass jemand so lieb gehabt wird, warum holt er ihn dann zu sich? Gott soll die holen, die von niemandem lieb gehabt werden, damit die es schön haben. Poldi hatte es schön bei uns, der brauchte Gott nicht.“

Das nahm der Mutter natürlich jegliche Argumentationsgrundlage. Was will man darauf auch antworten? „Weil Gott ein Arsch ist“?! Pädagogisch minimalst wertvoll, außerdem hatte das Kind ja Recht, wenn man das mal ganz objektiv betrachtet.

Da fasste sich meine Sitznachbarin, die in etwa so alt wie der Poldi in Menschenjahren war, ein Herz und sagte: „Weißt du, es gibt Engel, die dürfen bei uns auf der Erde sein bis sie ihre Flügel bekommen. Sie haben verschiedene Gestalten. Manche sind Menschen, andere wieder Katzen und wieder andere sind Hunde. Dein Poldi hat sich seine Flügel verdient und passt jetzt als Engel gut auf dich auf. Von da oben kann er dich auch viel besser sehen und weiß immer wo du bist.“

Die Kleine war extrem zufrieden mit der Erklärung und superstolz, dass der Poldi ins höhere Management aufgestiegen ist und Karriere als Engel macht mit Dienstwolke, Boni und allem drum und dran.

Währenddessen schneuzte sich die Mutter verstohlen ins Taschentüchl und ich leistete meinen Beitrag damit die 4er Sitzgruppe nicht zum Trauerprogramm wurde, indem ich ganz konzentriert aus’m Fenster g‘schaut und die nächste Haltestelle im Kopf rückwärts buchstabiert hab.