von Komfortzone
Kürzlich erduldete ich 5 Stunden Berichterstattung über ein Formel-1-Rennen. Die Aversion gegen Autorennen steht in Pole Position. Vor Action-Filmen. Die täuschen zumindest eine Handlung vor.
Man kann mir gebetsmühlenartig angebliche Entwicklungen und Errungenschaften der Formel-1 für den gemeinen Autoverkehr vortragen. Ich schalte auf Ignoriermodus und verdrehe die Augen. Mag sein, dass die Menschheit diesem Sport u.a. den Airbag zu verdanken hat. Laut Internet hat der 1919 geborene Peter Florjančič den Luftsackerfunden. Der Slowene hatte ein beeindruckendes Berufsportfolio: Erfinder, Skispringer und Schauspieler. Autokonstrukteur für Formel-1 ward nicht erwähnt. Vielleicht hab ich’s überlesen.
Die Erfindung des Airbags ist ,unumstritten, eine segensreiche. Aber sonst? Da fliegen oder fahren Hundertschaften samt Equipment durch die Weltgeschichte. Damit zwanzig Piloten im Affentempo Runden brettern.
Vor einem Rennen schwadronieren und mutmaßen TV-Kommentator, Rennfahrerdinosaurier und Ferdinand Habsburg über das bevorstehende Geschehen. Eine Quotenfrau darf Fragen von Zusehern, die diese via facebook und instagram stellen, vorlesen. Qualifying, Reifenwahl, verhaltensoriginelle Fahrerväter, Pole Position, Positionen daneben und dahinter, Curbs, Engine, Motoren und Pitstopps werden in Endlosschleife wiedergekäut. Vor Ort werden Fahrer und Teamchefs interviewt: Ob sie sich auf das Gemetzel freuen und wie sie ihre Chancen einschätzen.
Dann sieht man, wie sich die Piloten in das Cockpit ihrer Geschoße zwängen. Nichts für Klaustrophobiker. Endlich erfolgt der Start. Gelegentlich überschlagen sich da schon die Ereignisse in Form von touchierenden oder liegengebliebenen Boliden. TV-Moderator und Rennfahrerdinosaurier überschlagen sich gleichfalls, wenn auch verbal. Funktioniert der Start reibungslos, wird Runde um Runde abgerackert. Zwischendurch erfolgen Boxenstopps, um, je nachdem, auf harte, weiche oder mittelhartweiche Reifen „umzusteigen“. Und um Benzin aufzufüllen.
Ab und an verliert ein Fahrer die Kontrolle und kracht in die Botanik oder seinen Vordermann. Man hofft auf unversehrte Protagonisten. Das safety car rückt aus, die Trümmer werden aufgelesen, die Runden fortgesetzt.
Haben alle oder weniger das Ziel erreicht, wird erneut interviewt: Ob man sich über das Rennen gefreut habe und ob man mit der Einschätzung seiner Chancen d’accord sei. Im TV-Studio schwadronieren TV-Kommentator und Rennfahrerdinosaurier über das vergangene Ereignis. Ferdinand Habsburg analysiert Rennsequenzen im Bildschirm am Bildschirm. Die Quotenfrau darf Fragen von Zusehern, die diese via facebook und instagram stellen, vorlesen. Die Siegerehrung wird gezeigt.
Über Transportwege, co2-Ausstoß, Reifenabrieb, Mikroplastik, Müllberge an zerfetzten oder abgefahrenen Reifen, gecrashte Boliden etc. wird nicht schwadroniert.
© Komfortzone 2022-03-30