Poliziotti, Carabinieri und andere Polizisten

Irene Hülsermann

von Irene Hülsermann

Story

Als ich in den achtziger Jahren mit meinem kleinen Fiat 126 durch Rom flitzte, fuhr ich schon nach kurzer Zeit wie die Römer: rote Ampeln nur was für Anfänger! Damals konnte man noch mit der Großzügigkeit der italienischen Polizei rechnen. Eines Abends lenkte ich mein Auto in Roms Feierabendverkehr bei Rot-Gelb über eine Ampel. Prompt wurde ich nach der Lichtanlage von einem Vigili Urbani, der Verkehrspolizei, aufgehalten. Dieser teilte mir mit, dass ich bei Rot über die Ampel gefahren sei. Ich widersprach ihm, es sei noch Grün gewesen. Daraufhin fingen wir an, über die Feinheiten der Farbnuancen zu diskutieren. Ich blieb stur, genauso wie der Verkehrspolizist. Nach einer Weile rief der arme Mann total entnervt: „Va, bene, va bene. In Ordnung fahren Sie weiter, aber lassen Sie sich nie wieder von mir erwischen.“

Der Polizist wird in Italien auch poliziotto genannt. Der gemütliche Ordnungshüter ist der, den wir aus vielen alten italienischen Filmen kennen. Allgemein ist er gerne gesehen, der Freund der Bevölkerung, den man schon mal zu Spaghetti al sugo einlädt und der öfter mal ein Auge zudrückt.

Ich war auf Jobsuche und hatte in der Zeitung eine Annonce für eine Stelle gesehen. Auf der hoffnungslosen Suche nach einem Parkplatz in Roms Innenstadt und mit dem unguten Gefühl, bei meinem Vorstellungsgespräch gleich zu spät zu kommen, sah ich einen gelb-umrandeten freien Parkplatz. Die Farbe der Parkplatzmarkierung gibt in Italien die Benutzererlaubnis an. Blaue Linien bedeuten, dass es kostenpflichtige Stellplätze sind. Ich parkte auf dem gelben und las das davor aufgestellte Schild. Dummerweise war dieser Parkplatz nur für Polizeifahrzeuge reserviert. Da sah ich einen sympathisch aussehenden Polizisten. Ich ging auf ihn zu, setzte mein schönstes Lächeln auf und stotterte mit meinem schlechtesten Italienisch. Das war nicht einfach, da ich es mittlerweile fließend sprach. „Ich habe mein Auto dort drüben geparkt, weil ich einen sehr wichtigen Termin habe. Nun bin ich unsicher, ob man dort überhaupt parken darf.“ Der nette Polizist erklärte mir, was ich ohnehin schon wusste. „Aber“, fügte er hinzu, „Sie können ruhig stehen bleiben, ich passe auf ihr Auto auf, bis Sie wieder zurück sind.“ Mit einem charmanten „Mille grazie!“ verabschiedete ich mich und hörte im Weggehen, dass der poliziotto zu seinem Kollegen sagte: „Che simpatica questa ragazza.“

Die Guardia di Finanza dagegen wird nicht gerne gesehen. Kontrolliert sie doch, ob bei den Geschäften und Restaurants alles mit rechten Dingen zugeht. Jedem Touristen wird dringend angeraten, sämtliche Belege möglichst lange aufzubewahren. Ein Cappuccino in der Bar getrunken kann ansonsten teuer werden. Wird man auf der Straße von einem Finanzpolizisten angehalten und man kann keinen scontrino, conto oder fattura, also keinerlei Belege vorweisen, erhält nicht nur der Barbesitzer oder Geschäftsinhaber, sondern ebenso der Kunde einen saftigen Strafzettel.

© Irene Hülsermann 2021-03-17

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