PostkartenAdventskalender & DankeKarten

Sabine Rieker

von Sabine Rieker

Story

„Im November 2014 sortiere ich einen Schuhkarton mit gesammelten Postkarten. Danach liegen vor mir vier Stapel mit jeweils vierundzwanzig Karten, deren Motive zu vier Freundinnen passen. An diese möchte ich jene schreiben und schicken. Im Dezember. Als Adventskalender. Jeden Tag vier Karten an vier Frauen. Dazu stehe ich morgens um acht auf der Matte meines Stammcafés. Trete ein. Plaudere mit dem Cafébesitzer. Ich setze mich auf den Sessel und an den Tisch am Fenster. Packe Karten, Briefmarken, Stifte und Sternchenaufkleber aus. Daneben findet mein eingangs bestellter Cappuccino mit selbstgebackenem Keks bald einen Platz. Ich rühre den Schaum unter. Nehme einen ersten Schluck mit dem Löffel. Lege ihn auf die Untertasse. Greife zu Kuli und Karte. Alles in mir und um mich herum lächelt.“

Diesen Text schrieb ich am 08.11.2021 für die OnlineSchreibwerkstatt von @keavongarnier zum TagesThema „Rituale“ und überarbeitete ihn am 28.11.2021 für die Abschlussübung mithilfe von @karla.eklund sowie @ina.alexandra.

Ich erinnere mich, dass ich damals (2014) radikal ausmistete – im Innen und Außen, angestoßen durch meine Gesprächstherapie. Die Postkarten wehrten sich lange gegen die „Alles-muss-raus“-Devise. Aber auch sie, mitunter Begleiter*innen seit Jahren, wollte ich endlich loslassen. Schreibend. Beschrieben wollten sie schon werden. Einfach so in den Müll? No Way. Ich hatte Zeit. Und schaute mir die Karten zum ersten Mal genauer an. Von wem waren die Exemplare aus meiner kleinen, feinen, übersichtlichen Sammlung eigentlich? Wer hatte sie gestaltet, hergestellt, produziert? Wo? Wann? Und woher hatte ich die Karten? Wie, warum und wann waren sie bei mir eingezogen, gar mit mir umgezogen? Die ersten Fragen beantworteten mir die Karten direkt durch das Kleingedruckte auf ihren Schreibseiten. In diesem Internet recherchierte ich Adressen von Künstler*innen und Postkartenverlagen. Da war diese DANKBARKEIT. Ich war den mir meist unbekannten Menschen hinter den Karten sooo DANKBAR für ihre Kreationen, für meine Schreibgrundlage und hatte das Bedürfnis, ihnen genau das mitzuteilen. Auf ihren eigenen Karten. Bis heute schreibe ich solche DankeKarten, wenn ich mal wieder neue Motive finde von Menschen, die ich noch nicht kenne. Auf diese Karten hin habe ich in den letzten Jahren unzählige Briefe und Päckchen voller Karten geschenkt bekommen, weil die Empfänger*innen sich so sehr über meine wertschätzenden Worte gefreut haben. Erst später realisiere ich in der Welle von DankbarkeitsBüchern und DankbarkeitsRitualen, dass DANKBARKEIT wirklich eine enorme Kraft hat, die ich schon seit Ende 2014 verstärkt praktiziere und spüre.

Drum danke ich DIR, jetzt und hier, liebe Leserin, lieber Leser, für Deine Aufmerksamkeit, Deine Energie, Deine Zeit. Danke.

© Sabine Rieker 2023-02-05

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