POV 1 – Frieden

Es ist Mitternacht. Während alle anderen bereits schlafen, liegst du wach in deinem Bett. Dein Fenster ist einen Spalt geöffnet und lässt den lauen Sommernachtwind hinein. Federleicht bewegen sich die Vorhänge – fast als würden sie zum Takt der Musik tanzen. Alles ist friedlich. Selbst deine eigenen Gedanken schweigen für einen kurzen Augenblick. Nur vereinzelt nimmst du Geräusche wahr, die dich daran erinnern, dass du nicht allein auf dieser Welt bist. Aus weiter Ferne dringt das Rauschen eines vorbeifahrenden Autos oder das einsame Bellen eines Hundes an dein Ohr.

Am Tag vergeht die Zeit viel zu schnell, doch in diesem Moment scheint sie stillzustehen. Und sie gehört allein dir. Du gewinnst die Kontrolle zurück, die du tagsüber so schmerzlich vermisst. In Nächten wie diesen erlaubst du es dir, einfach nur zu existieren. Jetzt gerade denkt niemand an dich – und das ist gut so!
Du musst keine Erwartungen erfüllen, kein falsches Lächeln erwidern, keinen anstrengenden Smalltalk führen … du kannst einfach nur sein. Du stehst aus deinem Bett auf und gehst hinüber zum Fenster. Der Mond schaut sanft auf dich herab. Er ist immer da. Wie ein guter Freund. Im wolkenlosen Nachthimmel zieht eine Sternschnuppe vorbei. Kurz schließt du die Augen und denkst an das, was du dir am sehnlichsten wünscht. Obwohl sie Lichtjahre entfernt sind, geben dir die Sterne ein Gefühl von Heimat.

Das Leben kann herausfordernd sein, aber solche Momente sind es wert. Du fragst dich, ob es anderen Menschen womöglich genauso geht. Wie viele Menschen stehen wohl gerade vor ihrem eigenen Fenster und hoffen, dass diese Nacht nie vorübergeht?

Morgen früh wird dich die Hektik des Alltags wieder fest im Griff haben, aber du versuchst, den Gedanken daran beiseite zu schieben. Alles was zählt, ist dieser Moment. Gerade hast du Frieden mit dir selbst geschlossen und fragst dich:

Fühlt sich so Glück an?

Forscher nennen es
„Revenge Bedtime Procrastination“,
ich nenne es
„endlich Zeit für mich“