Pracht und Knutsch

Barbara Pachl-Eberhart

von Barbara Pachl-Eberhart

Story

DĂĽrfen Fehler sein? Das frage ich mich immer wieder. Und bin froh, dass die Antwort, die ich mir bis jetzt gebe, noch keine wirklich unangenehmen Folgen hatte.

Es war furchtbar. Furchtbar lustig, Gott sei Dank. So empfanden es jedenfalls die Leserinnen meines Newsletters, der vor ein paar Tagen in ein paar tausend Mailfächer geflattert ist. “Furchtbar!!” Das dachte ich nicht nur zwischen Lachen und Haareraufen. Sondern genau das hatte ich auch geschrieben, das hatte ich meinen Leserinnen gewünscht: Einen furchtbaren Austausch mit den Schreibpartnerinnen, die ihnen (denen, die es wollten) meine Sekretärin vermitteln würde.

Nicht alles, was falsch ist, hat etwas mit Freud zu tun. Niemand unterstellte mir Schattenmotive. Viele meldeten sich, weil sie ihr Grinsen mit mir teilen wollten. Ich antwortete allen. Und schrieb kurz darauf einen neuen E-Brief, in dem ich den Tippfehler ansprach. Abgeschickt, selbst angeklickt – und jäh geschrien: Da war schon wieder ein Fehler. Ich hatte im Text Elizabeth Gilbert erwähnt. Die Autorin, Sie wissen schon, von diesem berühmten Buch mit dem Titel „Eat, Play, Love“. (Sic!), müsste man jetzt schreiben, wenn man mich zitierte.

„Das passt zu dir“, schrieben mir meine Leserinnen. Zumindest die, die mir schrieben. Andere dachten sich vielleicht, warum ich nicht endlich einmal korrekturlesen kann. Gerade ich, die das Schreiben unterrichtet und von Berufs wegen Texte lektoriert.

Ach, ach! Ich weiĂź ja, dass ich es sollte. Aber ich weiĂź auch – oder habe zumindest gehört, dass persische TeppichknĂĽpfer absichtlich Fehler in ihre Teppiche weben, weil es, so sagen sie, Gotteslästerung wäre, als Mensch etwas Perfektes erschaffen zu wollen. Sie machen Fehler, als Demutsgeste vor dem, der wirklich keine macht. Diese Haltung gefällt mir. Sie ist kein Freibrief fĂĽr Achtlosigkeit. Kein verkleidetes „Ist doch egal“. Ganz im Gegenteil: Sie zeigt, dass man Fehlern Bedeutung geben kann.

Furchtbar fruchtbar und spielerisch, so haben sich meine Fehler bisher vor allem gezeigt. Auch schon in früheren Briefchen. Fast immer ergab sich durch sie ein neuer, vergnüglicher Sinn, ein Augenzwinkern oder ein waschechtes „Hoppala“.

Meistens bin ich selber schuld, manchmal hilft mein Computer mit, wenn er (das war anfangs so eingestellt) meinen Namen automatisch in Pracht-Eberhart verwandelt oder meine Sekretärin Petra Kunesch in Frau Knutsch korrigiert.

Wenn das so weitergeht … lache ich gerne mit meinen Leserinnen über mich selbst. Und vertraue auf ihr Vertrauen in mich und meine grundsätzliche Kenntnis der Orthografie. Sollte sich etwas ändren und Tippfeher müsahm wreden, dann kann ihc immer noch mit den korrekturlsesen beginnen.

© Barbara Pachl-Eberhart 2022-04-24

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