von lavoce
354, 355, 356 … Schaferlzählen war schon einmal spannender.
Obwohl spannend ohnedies eher kontraproduktiv wäre. Ich versuche mich numerisch ins Träumeland zu befördern. Hypnos, der Gott des Schlafes, hat kein Einsehen mit mir.
Hellwach starre ich an die Decke. Krabbelt da eine Spinne? So eine mit eklig langen, behaarten Beinen und großen Kulleraugen? Seit wann haben Spinnen Augen? Spinne ich? Träume ich? Ersteres vermutlich. Letzteres nein. Leider nicht. Dafür hab ich jetzt Halluzinationen. Das Viecherl hat sich in Luft aufgelöst.
Voll anstrengend dieses Nichtschlafen. Ich hab Durst. Nein, ich stehe sicherlich nicht auf. Eine halbe Stunde ringe ich mit mir selbst, danach wanke ich in die Küche, nicht ohne zuvor über Flauschkugel zu stolpern. Mein nächtliches Ritual.
Hund nimmt’s gelassen und pennt weiter. Der hält mich vermutlich für eine Schlafwandlerin. Somnambule. Bin ich nicht. Somnambule leitet sich von somnus, lateinisch Schlaf, ab. Setzt somit voraus, dass man schläft. Was ich nicht tue. Wie wir inzwischen wissen. Bin quasi eine Wachwandlerin. Auch präsenile Bettflucht genannt.
Ich leere ein Glas Wasser, torkle wieder zurück ins Bett.
357, 358, 359 …
Ich muss aufs Klo. War zu erwarten. Welcher Depp säuft auch mitten in der Nacht Wasser? Ich stehe nicht auf. No way. Die Blase drückt, droht zu platzen. Okay. Mit letzter Kraft hieve ich meine Schlotterknochen in die Senkrechte, trotte zur Toilette. Nicht ohne vorher … ihr wisst schon. Nun ist auch Fellnase wach. Kollegial, wie er ist, watschelt er mit mir mit. Vor der WC-Tür ist Endstation. Für ihn. Scheint ihm nicht zu gefallen. Dem Bellen nach zu schließen. Schnell erledige ich, was erledigt werden muss, schnappe mir enerviertes Hundsvieh und wir torkeln via Schlafstätte.
Hund macht es sich auf meinem Bauch gemütlich, fällt ins Koma und beginnt ein Schnarchkonzert. Wenigstens einer, der seinen wohlverdienten Schönheitsschlaf bekommt.
Ich blicke auf die Uhr. Rechne nach. Wenn ich jetzt, sofort, auf der Stelle wegpenne und bis zum Morgen durchschlafe, verbleiben mir 3 Stunden. Insofern ich richtig kalkuliert habe.
Ich brauche meinen Schlaf. Sonst mutiere ich zur Furie. Ärgern bringt mich dem Träumeland zwar auch nicht näher, im Gegenteil, aber eh schon egal. Irgendwann schlafe ich ein. Vor lauter Frust.
In der Früh werde ich von etwas Weichem, Kuscheligem und ziemlich Feuchtem geweckt.
„Mah, Benny …!“
Ausgeschlafen?
Sehr witzig …
© lavoce 2025-02-04