Prinzessinnennachwuchs

Letzten Sonntag überraschte mich mein Mann damit, dass er dringend einen Chauffeur braucht, der ihn zu seinem Hobby bringt. Für meine Hobbys kann ich immer in unserem Dorf und meistens sogar zu Hause bleiben. Meine Freude war daher nicht sehr groß, als es hieß, ich sollte meinen Angetrauten die 60 km durch das ganze Marchfeld zu seinem Freizeitspaß bringen. An einem Wochentag hätte ich den Ausflug mit einer Shoppingtour in Wien verbunden, aber am Sonntag?

Ich habe das Internet befragt: Was macht eine einsame Frau am Sonntag im Marchfeld?

Die Antwort, Frau soll sich die Marchfeldschlösser ansehen, stellte mich zufrieden.

Ich überredete meine 8 Jahre alte Enkeltochter Lara mitzukommen. Wir lieferten den Opa bei seinem Hobby ab und fuhren in freudiger Erwartung zum nächstgelegenen Schloss.

Schloss Niederweiden ist ein kleines Schloss mit einem kleinen Park. Es gibt nicht einmal eine eigene Eintrittskarte für das Schlösschen. Es gibt nur ein Kombiticket mit Schlosshof. Ich fühlte mich ein wenig geneppt aber Lara hüpfte vor Aufregung schon die Stufen zu den Ausstellungsräumen hinauf. So verzichtete ich darauf, mich über die Eintrittspreisgestaltung zu ärgern und bezahlte.

Wir sahen eine gut gestaltete Ausstellung über das Leben der Kaiserin Elisabeth.

Lara begann durch die Zimmer zu schreiten. Das kaiserliche Porzellan betrachtete sie wohlwollend. Als wir zu den Kleidern und den Schirmen kamen, hat sich Lara vollends in eine Prinzessin verwandelt. Alle Ausstellungsstücke wurden lebendig und spielten im Lara-Prinzessinnen-Spiel mit.

Nur bei den ausgestellten Diamantsternchen, die Sisi in ihrem Haar trug, verlor Lara kurz die Contenance und fuhr sich ungestüm durch die Haare, um eine gute Position für die Sternchen zu finden.

Nach der Schlossbesichtigung wollte Lara die Tiere sehen, die, wie sie aus Schönbrunn wusste, zu jedem Schloss gehören. Wir erfuhren, dass die Tiere in Schlosshof zu sehen sind.

Da wir ohnehin schon Eintrittskarten hatten, fuhren wir weiter nach Schlosshof. Dort gab es Esel und Ziegen zum Streicheln. Die Lamas und die Kamele verweigerten die streichelnde Prinzessinnenhand. Die Ziesel dagegen waren sehr zutraulich.Lara teilte ihren Apfel mit ihnen. Sie ließen sich streicheln und Lara wurde nur einmal ganz wenig gebissen.

Es war Mittagszeit und ich hatte Hunger, aber Lara ließ sich nicht erweichen. Wir mussten nach den Tieren auch noch jedes Zimmer in diesem großen Schloss besuchen.

Meine kleine Prinzessin und ich, wir hatten einen wunderschönen aristokratischen Tag.