Professional Eater

Yeahlena

von Yeahlena

Story

Was ein biologischer DĂĽnger fĂĽr Konsequenzen haben kann, sollte ich auf die harte Tour erfahren. Mit 20 Jahren habe ich Vieles einfach so hingenommen, ohne irgendetwas zu hinterfragen.

Eine Knie-OP? Ja, geht ihn Ordnung. Wie soll man sonst die Arthrose loswerden? Nebenbei: Die OP hatte das Problem nicht gelöst, aber meine Geldbörse leichter gemacht. Einen “tollen” Laptop kaufen? Ja, wieso nicht. Wozu sollte ich die Leistung und Preise vergleichen? Wird schon gut sein. Und dann merkt man, dass der Laptop langsam ist. Eine “super” Handtasche kaufen? Die Farbe ist schön, was sollte schiefgehen? Ausser, dass das Kunstleder nach einiger Zeit abblättert.

Wenn man zigmal nacheinander schlechte Qualität einkauft, ändert man auf lange Sicht sein Verhalten. Man wird mit dem Alter weiser, aber auch kritischer. Nicht nur was Gebrauchsgüter betrifft.

Und jetzt ist mein Garten an der Reihe. Es kommen keine invasiven Pflanzen in den Garten. Ich bemühe mich, die Biodiversität zu fördern. Neuerdings fand ich in einem Gartencenter biologischen Dünger. Perfekt, dachte ich. Keine Chemie, nichts was dem Abwasser schaden könnte. Ob meine perfekte Bio-Nachbarin auch Bio-Dünger verwendet? Egal.

Leider ist in letzter Zeit auf Wetterberichte kein grosser Verlass. So hatte mein Mann den Gartenrasen gedüngt, in der Hoffnung, dass es in der Nacht regnen würde. Kurz nach dem Düngen stieg mir ein komischer Gestank in die Nase. Es stank nach Hundefutter. Nun ja, es sollte ja regnen kommen, dann würden sich die Düngerwürfel auflösen und gut ist.

Abends war viel los, die Kinder sprachen über eine spektakuläre Katzenrettung, die sie miterlebt hatten. Der Hund wurde kurz hinausgelassen, um sein Geschäft zu erledigen, ehe wir zu Bett gingen. Niemand bemerkte, dass der Hund auch eine Stunde später nicht im Haus war. Hatte eines der Kinder das Gartentor offengelassen? Das letzte Mal, als dies der Fall war, büxte unser Labrador aus und kriegte ein paar Nachbarshühner zu fassen, schüttelte sie im Maul. Ich dachte schon, wir müssten uns eine neue Bleibe suchen.

Zuerst hektische Suche, nur um den Hund im Garten vorzufinden, wie er seelenruhig den organischen Dünger “abgraste”. Dieser verdammte Vielfrass! In der Nacht kam es, wie es kommen musste. Der Dünger regte seine Nieren an. Er musste zuerst 3-4x nachts raus um Wasser zu lassen. In den frühen Morgenstunden musste unser “Professional Eater” 3x erbrechen. Kein Wunder! Mit dem Wasser, das er noch getrunken hatte, war der Dünger in seinem Magen aufgequollen und auch der professionellste Fresser könnte es nicht verdauen.

In den frühen Morgenstunden stank es im Wohnzimmer bestialisch. Ich musste sein Erbrochenes suchen, wegwischen und die Böden putzen. Auf ein Frühstück war mir danach der Appetit vergangen. Nach zwei Tagen Durchzug im Haus konnte man wieder normal atmen. Und unser Labrador musste einen Fastentag einlegen.

© Yeahlena 2021-08-07

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