Projekt “Düden” – Simplify your Deutsch

Musenzeit

von Musenzeit

Story

Die erhöhten Zeiten der Zweisamkeit im home office treibt besonders zu Essenszeiten Sprachblüten, die sich aus einem Sud aus Übermüdungserscheinungen, kreativer Langeweile und sinnfreiem Medieninput speist. Kleine Warnung vorweg: Ich teile hier geheime Einblicke in eine Welt, die passionierten Sprachliebhabern den Schweiß aus allen Poren triefen lassen könnte.

Unsere ausländischen Freundinnen und Freunde jammern seit jeher über die Uneinheitlichkeit und Ungereimtheiten der deutschen Sprache. Ja, Logik scheint im Deutschen nicht immer zielführend zu sein, weder sprachlich noch politisch. Die Ausnahme scheint die Regel. Und das in Zeiten der perfekten Kurven, sowohl datenbasiert als auch an Körpern gewünscht. Da kann man doch nicht untätig bleiben!

Die Sprachhistorie einer zur Zeit auch international recht erfolgreichen Kultur gibt uns zu denken: In den 1950er-Jahre schaffte die Volksrepublik China durch die Reformierung ihrer Schriftzeichen eine beeindruckende Alphabetisierungsrate, mit Hilfe vereinfachter Standardschriftzeichen.

Hochmotiviert, etwas zur vereinfachten interkulturellen Sprachverständigung im Deutschen zu unternehmen, stellen wir uns kurzerhand selbst, freiwillig und ohne Anspruch auf Schmerzensgeld, als Experimentiersprachlerpaar zur Verfügung. Unter Ausschuss sozialer Korrekturfunktion wird also der kompliziert verästelten deutschen Sprache abgerungen, was an Vereinfachung geht. Das „Simplify your Deutsch“, unser „Düden“-Projekt, mit Suchtpotential und Verdacht auf Langzeitschäden, beginnt. Für Gartenbegeisterte wäre das in etwa die Tätigkeit einer Obstbaumbeschneidung, damit mehr Früchte an einem Baum reifen können. Oder Saatgutzüchtung.

Ein Einblick aus den Untiefen unserer alchemistischen Sprachküche zeigt das Ausmaß der Verwüstung, die das Projekt „Düden“ in unseren privaten Sprachkammern angerichtet hat.

Ein Zusammenschnitt des Sprachprotokolls zum Thema „vereinfachte Singular-Pluralbildung“, zur Rehabilitation und Würdigung unserer wunderbaren Umlaute:

„Hast du die knackigen Läuche schon gesehen? Dort in der Tute. Kartöffel, Lächse und Kräute dazu, feine Mähle für uns! Zwei Wässer gibt´s dazu.“

„Gut, dass du die Geldborse gefunden hast. Hast du an das Mehl für die Bröte gedacht?“

„Nein, dafür hab ich einen Kase mitgebracht. Und an Bütter für dein Geback. Nüdel wolltest du auch. Für deine Kürven.“

Es braucht unserer beiden Müte, weiterzumachen. Gibt es zwei Glücke? Ein Gewasser? Es könnte ja alles deutlich schlimmer sein. Klöse könnten verstopfen, Larm von Pänzer erschrecken oder gar Hörden von Püdel auftauchen. Unsere Kämerä müssen das für die Jahresälben festhalten! Nach Schlücken aus unseren Wässern werden auch die Lachsälven in die Protokölle für die Schlüsse einfließen.

Ergebnis: Nicht alles, was als Spaß begann, muss Ernst werden.

Pören schon verstopft oder schweißgebadet? ÖK. Tschüsse vom Förscherteam!

© Musenzeit 2021-02-16

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