von Laura Andrea
Was ist Glück? Wie fühlt sich wahrhaftige Freude an? Müsste ich nicht dieses tiefe Gefühl von Glücklichsein empfinden? Mein Herz ist dunkel und schwer. Es schlägt schnell und immer schneller. Manchmal stolpert es und ich habe Angst, dass es stehen bleibt. Ich empfinde keine Freude mehr, tief in mir bin ich leer.
Da ist ein Feuer in mir, das hinauswill. Wohin damit? Ich kann nicht mehr so weitermachen. Ich kann nicht mehr dieselben Dinge tun. Mein Körper brennt.
Frustriert lag er in seinem Bett. Was war falsch mit ihm? Jeder Mensch hatte etwas, das ihn oder sie glücklich machte. Warum konnte er nicht so empfinden? Wieso konnte er nicht wie alle anderen sein?
Sein Leben lang hatte er sich nach anderen ausgerichtet. Hatte Dinge getan, die seinen Eltern, seinem Bruder oder seinen Freunden Spaß machten und gedacht, auch er würde dabei Freude empfinden. Aber war dem wirklich so? Müsste sich Freude nicht viel intensiver, viel erfüllender, viel allumfassender anfühlen?
Er starrte an die Decke. Wieso war er so unzufrieden? Er hatte fast das Gefühl, sein Körper wollte unglücklich sein. Tränen traten ihm in die Augen, ein Klos schnürte ihm den Hals zu. Er schluckte schwer. Wann war der Schmerz so groß geworden?
Seine Mutter betrat das Zimmer. Mit besorgtem Blick setzte sie sich zu ihm ans Bett. „Was ist denn los, mein Junge?“ Es war ungewöhnlich, dass er nicht zum Abendessen kam. Der Junge zog die Bettdecke übers Gesicht und schüttelte den Kopf. „Nichts, ich bin nur müde.“ Er drehte sich zur Wand. Da berührte ihn seine Mutter an der Schulter: „Ismael“, setzte sie liebevoll an, doch der Junge unterbrach sie prompt: „Lass mich in Ruhe, okay?!“ Wütend schüttelte er ihre Hand davon. Ismael konnte ihr nicht erzählen, dass er unglücklich war. Seine Eltern boten ihm so viel: ein Zuhause, ein warmes Essen, eine Familie. Er konnte ihr nicht sagen, dass ihn das alles nicht glücklich machte. Langsam rann eine Träne seine Wange herunter, während er leise nuschelte: „Bitte geh.“
Seine Mutter kam schon lange nicht mehr an ihn heran. Sie hatte das Gefühl, er zog sich immer mehr zurück und von dem Licht, das er einst ausgestrahlt hatte, war fast nichts mehr übrig. Was war mit ihm passiert? Wann war es passiert? Und wie konnte sie helfen? Geknickt verließ sie das Zimmer.
Ismael schluchzte auf. Er liebte seine Eltern so sehr und ständig verletzte er sie, schrie sie an, behandelte sie schlecht, weil er einfach nicht zugeben konnte, wie gekränkt und verletzt er war. Warum hatten sie ihn nie gefragt, was seine Wünsche waren? Worauf er Lust hatte? Warum haben sie ihm nie das Gefühl gegeben, auch Bedürfnisse haben zu dürfen? Es war wie verhext: Egal wie viele Fragen er sich stellte, er hatte auf keine eine Antwort. Konnte das wirklich sein? Konnte ein Mensch tatsächlich keine Bedürfnisse haben? Oder wie weit musste er graben, um endlich welche zu finden?
© Laura Andrea 2025-03-28