Prolog: Traumberuf Lehrer?

Öko-Zecke

von Öko-Zecke

Story

Als sich meine eigene Schullaufbahn langsam dem Ende zuneigte, war die Frage omnipräsent, ob man denn schon wisse, was man nach der Schule mache. Klar, als 17-Jähriger habe ich mir natürlich schon einen exakten Plan überlegt, was ich studiere, wie lange ich dafür brauche, was ich nebenbei arbeite, welchen Beruf ich nach dem Studium ergreife, wann ich mein erstes Burnout habe und wann ich dann endlich als seelisches Wrack die Pension erreicht haben werde. Doch es ist charakteristisch für unser Bildungssystem, die Kinder viel zu früh folgenschwere Entscheidungen treffen zu lassen, und ihnen gleichzeitig kaum Mitspracherechte und Entscheidungsmöglichkeiten innerhalb der Institution Schule anzutrainieren.

Ich beispielsweise musste am Ende der zweiten Klasse AHS für die nächsten sechs Jahre zwischen einem naturwissenschaftlichen oder einem sprachlichen Schwerpunkt entscheiden. Ein angemessenes Alter, um zu entscheiden, von welchen Fächern das restliche Schulleben geprägt sein wird. Schließlich traf ich in dem Alter auch so reflektierte Entscheidungen, wie mir den Namen eines Mädchens, auf das ich einen Crush hatte, in den Unterarm zu ritzen, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Was könnte da schon schiefgehen?

Auch wenn ich mit 17 schlau genug war, meine Unterarme nicht als Schneidbrett-Schreibunterlage-Kombination zu benutzen, so war ich dennoch ein sehr unreflektierter Teenager, der keinen Bock auf schwerwiegende Entscheidungen hatte. Mir kam die staatliche Zwangsarbeit (=Zivildienst) nach der Schule eigentlich ganz recht, da ich sowieso nicht wusste, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Doch auch während der neun Monate hackeln unter Mindestlohn hatte ich keine magische Eingebung, was genau ich in Zukunft machen wollen würde. Nachdem der Studienbeginn aber näher rückte, musste irgendein Plan her. Wegen mangelnder Kreativität nahm ich einfach etwas Bekanntes und dachte mir: Ich werde Lehrer.

Doch hinter dieser Entscheidung stand ein großes Fragezeichen. Lehrer? Wirklich? Mit nervigen Kids rumschlagen und dafür keine attraktive Bezahlung aber das Gespött der Gesellschaft ernten? Ich entschied mich schlussendlich für das Lehramtsstudium, da ich sehr interessiert an Geschichte war, aber nicht wusste, was ich sonst damit tun sollte. Immer wieder plagten mich Zweifel an dieser Entscheidung. Ich versuchte, diese weitestgehend zu ignorieren und mir einfach selbst einzureden, dass es genau das war, was ich wollte.

Doch die Zweifel vergingen erst in dem Moment, als ich im Zuge eines Praktikums zum ersten Mal vor einer Klasse stand. Ich hatte mich noch nie zuvor so lebendig gefühlt und spätestens da stand fest, dass es keinen anderen Beruf für mich geben kann. Doch bis ich ihn tatsächlich ausüben konnte, würde noch viel Zeit vergehen und sowohl ich als auch die Uni, die Bildungsdirektion und die Schulen würden mir einige Hürden auf meinen Weg zum Traumberuf vor die Füße werfen.

© Öko-Zecke 2023-01-19

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