Psychosomatisch

Gedankenfängerin

von Gedankenfängerin

Story

psycho|somatik – Substantiv / Feminin

  • Psyche: Hauch / Atem / Seele
  • Soma: Körper / Leib / Leben
  • Psychosomatik: Gegenseitiges Beeinflussen von Körper und Seele, können sich mutual krank machen.

Die Psychosomatik ist allgemein bekannt und hat meistens keinen guten Ruf. Oft wird vorschnell gesagt, dass es doch NUR psychosomatisch sei und die Beschwerden nicht ernst genommen werden. Daher finde ich es umso spannender, wie lange man bereits weiss, dass die Psyche wichtig für das allgemeine Wohlergehen ist. Im alten Testament steht folgender Satz:

Ein fröhliches Herz bringt gute Besserung, aber ein zerschlagener Geist vertrocknet das Gebein.

Somit komme ich zu meinem Gedankengang… Schon damals stand fest, dass nur eine gesunde Seele einen kranken Körper heilen kann. Klar, es ist menschlich, dass es Zeiten von Stress, Trauer und Kummer gibt. Bereits in diesen meist kurzen Phasen wird einem bewusst, wie viel Energie es dem Körper abverlangt. Vielleicht verspürt man u.a. Müdigkeit, Kopfschmerzen oder auch Gereiztheit. Alle diese Symptome können im Zusammenhang mit der schlechten psychischen Verfassung stehen und vergehen in der Regel wieder.

Doch wie stark können psychosomatische Beschwerden wirklich werden? Und wie schlimm muss es der Psyche gehen, um solch starke körperliche Beschwerden zu verursachen? Einmal mehr denke ich mir, dass die „nur psychosomatischen Beschwerden“ viel ernster genommen werden müssen und man diese auch nicht bagatellisieren darf. In meiner Jugend habe ich dies bei mir selber oft gemacht. Wenn ich Bauchschmerzen, Diarrhoe, Migräne oder sonstiges hatte, wollte ich diese Schlussfolgerung möglichst verhindern. Denn dann wären meine Beschwerden ja nicht echt, nicht schlimm genug. Ich wäre ein Hypochonder, würde alles vorspielen. Man sieht keine Veränderungen in Laborwerten, sonst sind keine anderen Rückschlüsse möglich. Also muss es die Psyche sein. Ergo: ich bin schwach.

Erst mit der Ausbildung zur Drogistin begann ich mich damit zu befassen. Ich sah immer mehr, wie heftig die Psyche den Körper beeinflussen kann. Angst erhöht den Cortisolspiegel, das wiederum kostet den Körper viel Kraft. Cortisol gehört wie Adrenalin zu den Stresshormonen und können sich somit gegenseitig anregen. Also wird zu der Angst noch Adrenalin ausgeschüttet, der Gefässtonus erhöht sich, der Puls geht hoch und der Zuckerstoffwechsel baut sich ab. Somit kann ein unkontrolliertes Zittern oder auch erhöhter Blutdruck folgen. Beides können Symptome oder auch eigene Krankheitsbilder sein. Nur die Ursache ist anders. Wieso genau soll nun die psychische Ursache weniger schlimm sein, wenn doch die Auswirkungen dieselben sind wie bei somatischen Erkrankungen?

Somit spielt es schlussendlich keine Rolle, ob körperlichen Symptome und Krankheiten psychisch bedingt sind. Die Schmerzen, die Beschwerden, die Risiken, die Einschränkungen – all dies ist real und sehr belastend. Also unterschätzt die Psychosomatik nicht.

© Gedankenfängerin 2024-01-09

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