Que bella luna

“Que bella Luna” – “piano piano” – “non tirare” – wer kennt diese Ausrufe? Ja, es ist einer meiner Lieblingsfilme – “MONDSÜCHTG” mit Cher. Ich mache die Abendrunde mit meinem Hund. Der Mond scheint hell – über dem Feld in dem heute zwei Hubschrauber – Christophorus 3 & 9 gelandet sind. Ich höre das sofort, wenn ein Heli in der Nähe landet, 9 Jahre am Flughafen und 24 Jahre in der Nähe des Heeresspitals und man ist geschult auf den Klang der Rotorblätter, die sich im Anflug nähern. Kriegsähnliche Zustände in unserem idyllischen Dorf am Wiener Stadtrand. Zuerst die Sirene – dann die Blaulicht-Hörner, 1. Hubschrauber, – ich öffne das Dachluken-Fenster und sehe, dass der gelbe Hubschrauber direkt am Feld landet – dort wo ich täglich mit meinem Hund gehe. Dann nochmals die Sirene – immer mehr Blaulicht-Hörner. Mir wird übel. Ich tracke meinen Sohn – er ist 76 km entfernt. Gut, ich wusste das, wollte aber auf Nummer sicher gehen. Der 2. Hubschrauber ist im Anflug, landet knapp hinter dem ersten. Beklemmend. Ich mache Mittagessen für meine Mutter und mich. Ich kann nichts essen, warte ständig auf das Geräusch des startenden Helikopters – doch es dauert Ewigkeiten. Drei Stunden später. Ich gehe mit dem Hund. Die Straße ist immer noch gesperrt. In der Ferne sehe ich die Feuerwehrautos – immer noch mit der Bergung des Wracks beschäftigt. In der Zwischenzeit erfahre ich, es war ein Cabrio – Überholmanöver – ein Toter. Zwei Schwerverletzte. 100m von meinem Haus. Ich will nicht direkt an der Unfallstelle vorbei gehen. Mache einen großen Umweg, um in den Wald zu gelangen . Aus der Ferne beobachte ich, wie das Wrack geborgen wird. Die Straße ist immer noch gesperrt. Endlich im Wald – der Parkplatz ist leer – das war noch nie der Fall. Der Wald gehört mir und dem Hund alleine. Ich genieße das frische Grün nach dem Regen. Sage meine Mantras – wünsche mir und meinen Liebsten Gesundheit in dieser schweren Zeit. Plötzlich diese Gänsehaut. spooky. Alleine im Wald. Wenn mein Hund nicht dabei wäre – denkt Euch das Emoji für den Kackhaufen. Ich fühle die Seele des Verunglückten. Sind ja nur 100 Luftlinie. Ich wünsche ihm oder ihr, dass er ins Licht geht. Ich hoffe, dass er nicht jung ist und sein leben gelebt hat. Ich fühle mit seinen Hinterbliebenen. Es warten so viele auf ihn – da drüben. Ich wünsche ihm eine gute Reise. Gänsehaut. Ich will raus – raus aus dem Wald. Draußen danke ich nochmals, dass ich noch da bin. Daß mein Sohn 76km entfernt ist. Zwei Minuten später das Whatsapp in der Gruppe. Es war der Sohn einer Mitbürgerin aus dem Dorf. Eine liebe Person. Ich bin fertig Gänsehaut mit gleichzeitigem Schweissausbruch. Der Hund zieht. Das Handy brummt im Sekundentakt. Ich habe keine Brille auf. Kann die Antworten nur erahnen und meine Reaktion nur im Blindflug tippen. Bin erschüttert. Morgen – nach Venedig. Der Sohn mit der pflegebedürftigen Großmutter daheim. Ihre alte Putzfrau kommt. Er wollte eine Pflegerin – für den Notfall. Morgen ist Vollmond. Que bella luna! Wir leben!