Radausflug!

Erika Eck

von Erika Eck

Story

Ein junger Lehrer, wenig Erfahrung, hängt sein ganzes Herz an seine Schüler, die ja nur einige Jährchen jünger sind als er selbst!

Natürlich will man auch außerhalb der Schule Zeit mit den Schülern verbringen und so kam kurz vor Schulschluss der Wunsch auf, ausgehend von den Schülern, man möge auch an einem Wochenende etwas zusammen unternehmen! Viele Vorschläge wurden eingebracht und schließlich siegte eine Radtour über einen steilen Berg mit anschließendem Kegeln als Abschluss des sportlichen Tages!

Die Eltern wurden befragt und die Schüler kamen mit den Einverständniserklärungen der Eltern an. Ja, die Eltern waren einverstanden, aber niemand von den Eltern wollte uns begleiten, ich glaube, dafür hatten die Schüler gesorgt, sie wollten unbeobachtet und frei von elterlichen Ermahnungen sein!

So starteten wir bei strahlendem Wetter und schon nach einigen hundert Metern musste ich einsehen, dass die Radtour allein mit einer Horde Jugendlicher anstrengender werden würde als gedacht! Die Straße gehörte den Schülern und beim Bergabfahren vergingen mir Hören und Sehen, so rasten die jungen Burschen talwärts! Ich konnte sie belehren, wie ich wollte, in den nächsten Minuten hatten sie meine Ermahnungen wieder vergessen! Zu allem Unglück zogen auch noch schwarze Gewitterwolken auf, es grollte bereits in der Ferne und unser Ziel war noch ziemlich weit weg!

Trotz unseres rasanten Tempos hatten wir die Fahrt bis jetzt heil überstanden und nun musste ich die müder werdende Horde antreiben, denn die ersten Blitze zuckten und wir wollten ja noch trocken bis zum Kegeln kommen!

Gerade als der letzte Schüler sein Rad abgestellt hatte, brach eine Sintflut vom Himmel. Wir hatten es geschafft, trocken, ohne Schrammen, hungrig, durstig und voll der Erwartung wegen des Kegelns ließen wir den Nachmittag ausklingen!

Draußen tobte das Inferno! Ein furchtbares Gewitter mit Sturmböen, Starkregen und Hagel ging nieder. Da wir vom Kegeln nach zwei Stunden genug hatten, eilten wir zu unseren Rädern. Die Sonne strahlte bereits wieder vom Himmel, die Erde dampfte und wir traten gut gelaunt den kurzen Heimweg an!

Als wir bei der Schule ankamen, hatten wir nicht damit gerechnet, so empfangen zu werden: Die Eltern der Schüler erwarteten uns voll Sorge wegen des Gewitters und alle waren heil froh, uns gesund und munter, noch dazu trocken, wieder in Empfang nehmen zu können!

Erst am Abend, als ich bereits im Bett lag und den Radausflug mit meinen Schülern Revue passieren ließ, kamen mir fürchterliche Gedanken und ich spielte das Horrorszenario durch, was alles hätte passieren können! Erst da wurde mir bewusst, wie leichtsinnig ich gewesen war: Allein mit einer ganzen Klasse, und da sich das Ganze vor über vierzig Jahren abgespielt hatte, gab es natürlich auch noch kein Handy, mit dem man hätte Hilfe holen können!

Ich, als Junglehrer, hatte gelernt und nie mehr unternahm ich in meiner Freizeit etwas allein mit Schülern, ohne Kollegen!

© Erika Eck 2022-05-29

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