Radfahren, Lächeln und Nähe auf Distanz

Manuela Haselberger

von Manuela Haselberger

Story

Alles begann damit, dass meine zwei Jugendlichen keine Lust hatten, mit mir Radfahren zu gehen und mein Mann sich für den Nachtdienst im Krankenhaus ausruhen wollte. Die Sonne schien, es war relativ warm und ich wollte nach einer Woche „Corona-Homeoffice“ endlich meine Freizeit genießen. Also schwang ich mich aufs Rad hatte in mehrerlei Hinsicht einen unvergesslichen Nachmittag.

Samstags alleine etwas zu unternehmen fühlte sich für mich zuerst sehr ungewöhnlich an. Die Freizeit am Wochenende nutzen wir normalerweise für gemeinsame Aktivitäten. An diesem Samstag war ich, was den Ausflug betraf, auf mich allein gestellt. Gleich nach dem Wegfahren fiel mir auf, dass ich hinfahren konnte wohin ich wollte. Stehen bleiben und verweilen war ohne Anmeldung möglich und darüber hinaus konnte ich jederzeit Fotos machen. Neue Wege gab es zu entdecken, ich machte wunderschöne Bilder von der Natur und fühlte mich richtig wohl.

Ich lächelte und grüßte alle, die mir entgegenkamen und natürlich auch diejenigen, die meinen Weg durch Überholmanöver kreuzten. Im Vorbeifahren wünschte ich gut gelaunt allen einen schönen Nachmittag. „Guten Tag – ich wünsche Ihnen einen schönen Nachmittag!“ Das war für manche sichtlich ziemlich irritierend, die meisten allerdings lächelten zurück, grüßten und freuten sich darüber. Nicht selten hörte ich: „Den wünsche ich Ihnen auch“ oder ähnliches. Nicht nur, dass mir Fremde ebenfalls einen schönen Tag wünschten, war schön. Schön war auch, anderen einen schönen Tag zu wünschen. Vor allem in der jetzigen Corona-Zeit.

Das alles passierte im Vorbeifahren mit Distanz im Sinne von Abstand. Im Sinne von Zwischenmenschlichkeit empfand ich das alles andere als distanziert. Es war schön. Es war persönlich, obwohl ich niemanden dieser Menschen kannte. Es war jedes Mal ein kleiner Moment des Schenkens und des Erntens von Freude zugleich. Ja, wir sollen jetzt körperlich Abstand halten von anderen. Was für mich aber nicht heißt, mich von anderen auf der persönlichen Ebene komplett zu distanzieren. Einander freundlich grüßen, sich zunicken und sich ein Lächeln schenken, das sind die kleinen Dinge, die jetzt im täglichen Sein das Gefühl des Miteinanders für mich aufrechthalten.

© Manuela Haselberger 2020-04-01