Der Kampfradler

UrsulaJocham

von UrsulaJocham

Story

Radfahren? Ja, gerne! Wenn nur die anderen Radlfahrer nicht wären…. Immer mehr von ihnen führen sich mittlerweile wie Deppen auf. Sind der festen Überzeugung, dass sich alle anderen Verkehrsteilnehmer nach ihnen richten müssen. Ignorieren Verkehrsregeln. Der Kampfradler ist eine besonders unangenehme Gattung unter ihnen. Leider hat er sich in den letzten Jahren enorm vermehrt. Der Angriffsmodus ist hier Normalität. Bei den (Fast)-Zusammenstößen als logische Folge ihrer gefährlichen Manöver attackieren sie ihre Gegner massiv

Der Kampfradler ist häufig im Stadtgebiet anzutreffen. Sein bevorzugtes Gefährt ist ein Mountainbike. Ganz wichtig: ohne Klingel und hinten kein Schutzblech. Schnittiger Radlerhelm, Fahrradbrille. Hightech Bekleidung. Rote Ampeln signalisieren ihm lediglich die Empfehlung anzuhalten. Der Kampfradler ist sehr schnell unterwegs und schneidet bevorzugt andere Verkehrsteilnehmer. Er überholt auch auf schmalen Radwegen im innerstädtischen Bereich, gerne rechts über den Fußweg. Es interessiert ihn wenig, ob bei seinen Aktionen der Weg von Fußgängern in Millimeterdistanz gekreuzt wird.

Es gibt auch städtische Kampfradler mit Rennrad. Die Hightech Bekleidung sitzt wie eine zweite Haut. Schuhe mit Klicksystem, was beim Stehen bleiben in schmerzhaften Manövern auf harten Asphalt enden kann. Rote Ampeln existieren für ihn nicht. Er hat eingebaute Vorfahrt, denn er ist sehr, sehr schnell unterwegs. Liefert sich Wettrennen mit Autos.

Gerne beobachte ich auch (bevorzugt weibliche) Radler, die sehr langsam radeln. Du überholst sie. An der nächsten Ampel fahren sie rechts am Fußweg an der Schlange vorbei und stellen sich ganz vorne hin. Ziel ist es, dass alle anderen Radler sie im Anschluss wieder überholen müssen.

Als ständiges Ärgernis empfinde ich das fehlende hintere Schutzblech, welches anscheinend im Stadtverkehr nicht mehr angesagt ist. Bei Regen oder nasser Straße so einem Verkehrsteilnehmer hinterherzufahren ist schlicht eine Zumutung. Wer fährt schon gerne in einer Fontaine von dreckigem Spritzwasser? Wissen die es nicht oder ist es ihnen einfach egal was hinter ihnen passiert?

Die zunehmende Verrohung und Egozentrik unter Radfahrern finde ich furchbar. Muss das sein?

Nein! Glücklicherweise sind nicht alle so. Wie wohltuend war da letztens der Radler, der zwar nach einem gewagten Überholmanöver über den Fußweg erst knapp vor mir wieder einscherte, sich aber kurz umdrehte um mir ein “Entschuldigung” zuzurufen. Ist doch gar nicht so schwer!

Auch ich bin im Strassenverkehr kein Engel. Mache Fehler. Entschuldige mich aber dafür. Habe auch schon Lehrgeld bezahlt. Rote Ampel in einer Nebenstraße: EUR 100 und ein Punkt in der Verkehrsünderdatei. Total unnötig.

Seitdem fahre ich noch entspannter, vor allem im Berufsverkehr. Denn ob ich 3 Minuten früher an meinem Ziel bin oder nicht, ist mir wirklich schnurzpiepegal.

Die Kampfradler können mir gestohlen bleiben!

© UrsulaJocham 2021-05-22

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