von RiHa
Mein Vater mäht den Rasen. Kreuz und quer, vor und vor und, äh, zurück?, nein, doch wieder vor und rundherum, stapft er im Blaumann hinter dem lärmenden Rasenmäher einher. Ein, zwei kleinwüchsige Gewächse müssen daran glauben. Mama schreit noch „Aufpassen!“. Papa schaut auf, rums, weg ist es, das junge Kraut ohne Namen. Auch der frisch gesetzte Fliederbusch darf nicht alt werden.
Irgendwann, ist tatsächlich fast der ganze Rasen kurz gemäht. Nur eine circa einen halben Quadratmeter große Grasinsel bleibt übrig.
Zuvor rollten Papa und ich, den benzinbetriebenen Mäher gemeinsam aus der Garage heraus. Wir manövrierten ihn um die Kurve herum und wuchteten das schwere Ding, die Stufen hinauf, auf das Grün. Papa hatte Kraft, ich gab Orientierung. Alleine schaffte er das nicht mehr. Das Agieren im dreidimensionalen Raum fällt ihm einfach schon zu schwer. Die Demenzerkrankung schreitet fort.
Nichtsdestotrotz, mähte Papa alleine den Rasen. Und das Ergebnis spricht für sich. Ein Mähroboter könnte das auch nicht besser!
Nun ist die Hainbuchenhecke dran. Mir ist nicht wohl dabei, aber Mama ist voll Zuversicht und Papa sowieso. Also, die elektronische Heckenschere bereitgelegt, das Kabel gehalten, und los geht`s.
Es geht wunderbar. Zuerst stutzt er die Innenseite der Hecke, dann die Oberseite. Mama hält das Kabel. Wie eine OP-Schwester assistiert sie dem Heckenschneidemeister. Nur die Außenseite grenzt an abschüssiges Gelände. Die zum Hohlweg gerichtete Seite wird Mama später stutzen. Es kostet ein wenig Überredungskunst, Papa davon abzuhalten, es sofort zu tun. Schließlich hasst er es, Dinge aufzuschieben. Aber, er lässt sich überzeugen.
Das Meisterwerk wird von uns Dreien begutachtet. Papa ist zufrieden. Mama, schmunzelt und meint „Gut.“ Ich finde es künstlerisch wertvoll. Man könnte jetzt philosophieren, ob die wellenförmigen Buckel in der Hainbuchenhecke gewollt, oder Zufall sind. Wer weiß?
Den Birkenbaum, den Papa noch umschneiden möchte, lassen wir dann doch von Profis fällen. Allerdings, unter Protest!
Random Walk (deutsch: zufällige Irrfahrt, zufällige Schrittfolge, Zufallsbewegung, Zufallsweg) ist ein mathematisches Modell für eine Bewegung, bei der die einzelnen Schritte zufällig erfolgen. Quelle: Wikipedia
© RiHa 2020-08-27