von GONI
Kennt ihr den Franz Lang?
Aber den Willy Fränzl kennt ihr doch. Der Wiener Ballettmeister mit seiner Tanzschule am Heumarkt. Nein, nicht dort, wo Otto Wanz Karriere machte, sondern hinter dem Akademietheater.
Fränzl leitete jahrelang die Eröffnung des Wiener Opernballs.
Franzl Lang, der Münchner Volkssänger, hat uns viele bekannte Lieder hinterlassen ohne die kein Heimatabend stattfinden könnte, wie wir ihn heute kennen.
Was mag diese Leute verbinden? Nichts. Vielleicht diese Geschichte.
Also, ich war so etwa 16 bis 17 Jahre jung, wollte tanzen lernen. Bisher eher so als Besenstiel unterwegs wollte ich die Damenwelt erobern. Tanzen lernen, so richtig.
2 Gruppen Männlein und Weiblein standen sich gegenüber. Sicher waren Paare dabei, aber der Chef teilte die Tanzpaare nach Größe ein. Ganz am Ende gab es ein Paar. Wie logisch wurden wir als „ Mauerblümchen“ einander zugeteilt. Zwei Besenstiele lernen tanzen. Das Tanzen wurde zur Leidenschaft von mir. Damals noch Lehrling, im Keller der Berufsschule übte ich den Walzerschritt und an vielen Orten, wo ich mich unbeobachtet bewegen konnte. Tanzen, das war früher die einzige Möglichkeit, eine Frau in den Arm zu nehmen, ihr nah zu sein, von der Gesellschaft akzeptiert. So belegten wir die Kurse, auch die folgenden und wir blieben zusammen, waren aber nie ein Paar. Wir gingen nicht mehr hin, nachdem sie mir eröffnete, die Formationstänze sind nichts für sie. Aber ich lernte die großen Schritte, Links- und Rechtswalzer. Es war die Zeit der Bambis!
Ein paar Jahre später zieht es mich nach München. Bezahltes Ferialpraktikum,dann feste Stellung als Techniker. In der Zeit kommt es zu einem Besuch im berühmten Hofbräuhaus. Onkel, Tante, Cousine, usw. Nein, nicht in die Bierschwemme ebenerdig, sondern im Stock, im Festsaal mit Blasmusik. Regelmäßig ertönt das Lied von F. Lang: In München steht ein Hofbräuhaus, eins, zwei, g’suffa…dabei heben alle ihren Maßkrug und prosten der Musi zu. Ich habe aber nur Augen für die Tanzfläche. Nach den Pflichttänzen mit der Verwandtschaft findet ein junges Mädel meine Aufmerksamkeit. Ein großer Tisch, besetzt mit meist alten Leuten, ihre Familie. Andauernd tanzt sie mit ihren Leuten. Da nehme ich allen Mut zusammen und gehe zu der Runde, grüße höflich und fordere die junge Dame zum Tanz auf. Ich bekomme einen Korb, weil der Tanz schon versprochen war, aber ich bekomme den nächsten Tanz. Kaum kommt sie zum Tisch zurück, bin ich schon bei ihr. Ihr Lächeln umwerfend, ihr Tanz ein Traum. Nie vorher, nie nachher, habe ich so toll getanzt wie an dem Abend. Sie hatte eine vollschlanke Figur und eine Wendigkeit wie eine Balletttänzerin, ahnte schon meine Schritte voraus und ich tanzte mit ihr alle folgenden Tänze. Leicht wie eine Feder lag sie in meinen Armen. Wir fühlten die Einheit. Immer schneller wurden die Drehungen, wir wirbelten über die Tanzfläche, herrlich! Unsere Sprache war Englisch. Leider war das ihr letzter Abend in München. Rom ihr Zuhause.
© GONI 2020-08-04