von GONI
Nun wachsen junge Menschlein heran, wohnen gar nicht weit voneinander entfernt, und lernen sich erst siebzig Jahre später kennen.
Beide wachsen im obersten Stock ihres Wohnhauses auf, das Mädchen sehr von ober herab, 5 Stock. Der Junge etwas tiefer, 1.Stock. Gemeinsamkeiten gibt es nicht viele.
Trennendes schon, Bezirksgrenzen, der Wienfluss, rund 400 Meter Entfernung.
Wo könnten wir uns getroffen haben, wie oft haben sich unsere Lebenslinien verknüpft, wie oft sind wir in den Nachbarbezirk gegangen:
Ich bin oft in den Sechsten gepilgert. Von der Wehrgasse quer über die RWZ, die Steggasse hinauf, auf den Marktplatz.
Das Ende vom Marktplatz bildet die LWZ. Dort haben Verwandte gewohnt, nach der Pilgramgasse, auch das Tröpferlbad stand an der LWZ. Da bin ich einmal wöchentlich zum baden gegangen, direkt am Haus von R. vorbei. Damals stand noch das Rotzenstadl, ein niedriges Wohnhaus, 200 Jahre alt, und engte die Fahrbahn der LWZ ein, weil eine Böschung zu den Einliegerwohnungen führte. Das Haus stand bald leer da, war ungepflegt, und ist irgendwann hinter einer Plakatwand verschwunden. Nur ein großer Fliederbusch ragt heraus.
Später wird das Haus abgerissen, ein Neubau mit Tankstelle und einer Fluchtlinie mit den anderen Bauten ermöglicht die heutige 2 spurige, wichtige Westausfahrt.
R. konnte von ihrem Fenster aus den blühenden Flieder im Park gegenüber sehen, die Menschen mit ihren Hunden, die Radfahrer, Omas und Opas die die Sonne, auf den Bankerln sitzend, genießen. Die Straßenbahn, den 61 er, kann sie sehen auch Autos die in beide Richtungen fahren.
Der Wienfluss einst ein reißender Bach, wird um die Jahrhundertwende, mit der Errichtung der Stadtbahn,heute U4, eingehaust und verbaut. Erst beim Stadtpark wird er wieder sichtbar, mit der wunderschönen Verbauung, den beidseitigen Promenaden und dem schönen Portal.
Für mich der kürzeste Weg zur Stadtbahn die Kettenbrückengasse. Für R. ganz sicher die Station Pilgramgasse.
Im Westen der Rüdigerhof ist mein Ende der Welt, ein Park, das letzte Geschäft, der Milchladen.
Diese totale Verbauung hat es ermöglicht am ehemaligen Ufer neue Häuser und Höfe zu errichten, teilweise schon im Jugendstil und die Prachtbauten an der LWZ, stehen die Bauten der RWZ ( Hamburgerstraße) in nichts nach. Viele Straßennamen und Hofbezeichnungen zeugen noch von der Vergangenheit am offenen Fluss. Kettenbrücke-, Steg- Wehrgasse,
Wassermannhof, Rüdigerhof, auch die Wehrgasse als einziges geschlossenes, einheitliches Siedlungsgebiet aus der Zeit vor 1850 mit dorfähnlicher Struktur ist noch erhalten.
So sind die Menschen aus der Stadt hinaus in die Welt gegangen, haben sich in Oberösterreich niedergelassen und wieder trennt ein Fluss ihre Wohnorte. Es ist die Donau, irgendwo zwischen hüben und drüben, ohne sich zu finden. Erst Story.one hat es jetzt ermöglicht, über Erinnerungen, in Geschichten verwoben, haben wir unseren gemeinsamen Ursprung erkannt. Rebella und Goni !
© GONI 2019-09-26