RED BULL XALPS

Lucien Junker

von Lucien Junker

Story

Mir stehen zwei schwere, harte, Wochen bevor. Gestern wurde in Salzburg das jedes zweite Jahr stattfindende Red Bull xAlps gestartet. Eine der weltweit anspruchsvollsten Ausdauerprüfungen. Eine Auswahl der weltbesten Gleitschirmflieger messen sich in einem Dauerwettkampf, dessen Dauer besonders stark vom Wetter abhängig ist. Die Organisatoren rechnen mit 12 bis 16 Tagen. Die Teilnehmer dürfen sich nur zu Fuss oder mit dem Gleitschirm fortbewegen. Zwölf Kontrollpunkte müssen quittiert werden. Der westlichste ist der Monblanc. Das Ziel in Zell am See. Nachtruhe befohlen. Ein Begleitauto erlaubt. Interessierte können sich über die Website im Detail orientieren.

Ich erfuhr vor zwei Jahren von diesem Wettkampf und war fasziniert von der Leistung der Athleten und der Spannung. Die Anforderungen sind enorm, nicht nur körperlich. Windrichtung, Thermik, Gewitter, müssen dauernd beurteilt, die Streckenführung entsprechend festgelegt werden. Wo verbringe ich die obligatorische Nachtruhe? Das Begleitauto mit Essen und Zelt muss rechtzeitig dort sein können. Dank Livetracking rund um die Uhr, kann man sich jederzeit über den aktuellen Stand des Rennens und Position der Teilnehmer orientieren. Einen Moment, es klingelt.

So, da bin ich wieder. Eine Nachbarin hatte mich zu einem gemeinsamen Schwumm in der schon recht warmen Aare ermuntert. www.bern.com/aare

Favorit ist der sechsfache Seriensieger Christian (Chrigel) Maurer aus Adelboden. Die Franzosen Pinot und Outters, werden ihm nebst andern den Sieg aber nicht schenken. Auch der junge Patrick von Känel aus Frutigen wird als Kandidat für einen der vorderen Plätze gehandelt. Ja, was wäre die Schweiz ohne uns Berner? Richtig! Beat Feuz ist ja auch noch ein solcher.

Dieses Jahr wird mich das Livetracking der xAlps womöglich noch mehr fordern. Dieser Tage wurde ich dank einem Tandemflug quasi zum Experten. Nicht wegen eines Hupfers von rund 10 Minuten von Beatenberg hinunter nach Interlaken. Nein, während Stunden! Zuerst am Niesen und, weil dort die Thermik nur mittelprächtig war, ab Grindelwald First. Und nicht mit irgend einem Piloten, nein, mit Ueli Kestenholz. Olympia Snowbord Medaille in Nagano, Weltmeister etc. etc. siehe www.kestenholz.com

Ich weiss nun, was es bedeutet, keine Thermik zu finden, im starken Gegenwind kaum vorwärts zu kommen, den für den Weiterflug entscheidenden Bergrücken wegen Fallwinden nicht auf Anhieb überqueren zu können. Andererseits kann ich nun ahnen, welche Fliehkräfte bei Wolkenspiralen auf die Athleten einwirken.

Ich bin nicht besonders mutig, ganz und gar nicht. Achterbahnfahren wurde nie mein Hobby, vom 10- Meter Sprungturm wagte ich es nie, zu springen. Deshalb erstaunlich, dass ich die Stunden in der Luft, den langen Flug ab First mit vielen Facetten, nach einer kurzen Angewöhnungszeit voll geniessen konnte. Ueli hat einen grossen Anteil daran. Enorm sein fliegerisches Können, seine Kompetenz und Ruhe.

© Lucien Junker 2021-06-21

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