Aus Apartment 12 b hörte man bereits im baufälligen Flur des Gebäudes laute, wütende Stimmen. Annas Apartment. Unsicher, ob er dazwischen gehen oder doch besser warten sollte, stand Thomas vor der Türe und lauschte. Offensichtlich war dieser Idiot von Freund seiner besten Freundin Anna fremdgegangen. Mal wieder. Gerade als er dachte, der Streit könnte eskalieren, riss ein ziemlich wütender Kerl die Türe auf. Seine Augen funkelten bedrohlich, so, als würden sie ihn warnen auch nur einen Schritt weiterzugehen. Thomas hob unschuldig seine Hände und der Typ stürmte an ihm vorbei. „Was war das denn?“, fragte er beim Betreten des Apartments und zeigte schräg lächelnd mit dem Daumen hinter sich. Doch das Lächeln erblasste augenblicklich, als er Anna entdeckte, das Gesicht in ihren Händen vergraben. „Wir haben Schluss gemacht“ schluchzte sie. Mal wieder. Doch Thomas hatte Mühe seine Erleichterung und seine Freude zu verbergen. Zitternd atmete er aus. Das war der Moment, auf den er gewartet hatte. „Anna du verdienst was Besseres“, beschwichtigte er sie und legte zaghaft seine Finger auf ihre Hände. Sie hielt inne und schaute nachdenklich auf ihre Hände. Mich zum Beispiel, dachte er, die Worte bereits auf den Lippen als sie ihn endlich ansah. „Danke, dass du für mich da bist, Thomas. Du bist der beste Freund überhaupt.“
Während Amara zwei Gläser Wein füllte, sah sich Ben Conrad unsicher in ihrer 3 Zimmer Wohnung um. „Wofür das dritte Zimmer?“, fragte er, als er die Türe zu einem völlig chaotischen Büro öffnete und sofort wieder schloss. „Da versuche ich zu lernen“, gestand sie schief grinsend und reichte ihm sein Glas. „Erst der Tresen und jetzt das da“, mit dem Daumen zeigte er auf die geschlossene Türe, „Du weißt, dass es dafür Bibliotheken gibt, ja?“ Sie verdrehte die Augen, was so viel wie „Besserwisser“ bedeuten sollte und brachte ihren alten Plattenspieler zum Laufen. „Ja, aber die sind laut und überfüllt.“ Er bedachte sie mit einem belustigten Ausdruck auf seinem Gesicht, sparte sich aber ein Kommentar darüber, ob eine Bar leiser und weniger besucht war. Stattdessen tippte er auf eine ihrer Lieblingsplatten und machte sich daran, die Platten zu wechseln. „Du kennst All time Low?“, fragte sie eine Augenbraue skeptisch hochgezogen. „Kennen? Ich liebe die.“ Sobald sich der Raum mit der ihr zu bekannten Musik füllte, fing Ben zu ihrer Überraschung an überschwänglich zu singen. Sie biss sich auf die Lippe und stimmte in sein Singen ein. So leicht hatte sie sich seit langem nicht mehr gefühlt. In einer Welle der Euphorie entschied sie, dass sie mehr davon brauchte. Dann zog sie Ben am Zipfel seiner gefütterten Jeans Jacke an sich heran, hielt seinen Blick fest, als sie ihm diese über die Schulter streifte und zu Boden fallen ließ. „Küss´mich“, verlangte sie, die Stimme rau vom singen. Sofort schmiegten sich seine Hände an ihre Wangen, hielten sie während er erst zaghaft, dann immer leidenschaftlicher seine Lippen auf ihre legte. Eine Hand an ihrem Nacken zog er sie sanft näher an sich heran, sodass sich ihre Körper aneinander schmiegten. Seine andere Hand wanderte die Kurven ihres Körpers entlang, bis er sie kurzerhand hochhob und ins Schlafzimmer trug.
© Jennifer Rippegather 2023-07-04