Regenbogenbrücke I

Daria_Renee

von Daria_Renee

Story

Eigentlich wollte ich gar nicht durch diese Tür gehen. Ich hatte einfach keine Kraft mehr. Ich legte mich direkt vor der Tür auf den Boden und sah Mama an. „Komm schon, du bist doch ein guter Junge“, sagte Mama, und bei den Worten guter Junge spitzte ich die Ohren. Noch einmal nahm ich meine ganze Kraft zusammen und stand auf um hinter Mama in das Haus zu gehen. Der Boden war glatt, früher bin ich auf solchem Boden immer ausgerutscht. Ich merkte, dass ich hier nicht sein wollte. Hier roch es komisch und das machte mir Angst. Der Raum in dem Mama und ich waren, war groß und überall waren Stühle und Bänke. Die Bank auf die Mama sich setzte, sah einladend aus, also versteckte ich mich darunter. Hier würde mich vermutlich niemand finden und ich konnte warten, bis Mama mit ihren Erledigungen fertig war, um mit mir zurück nach Hause zu fahren. Plötzlich hörte ich ein Schluchzen. Ich hasste dieses Geräusch. Mama machte dieses Geräusch nur wenn sie traurig war, und ich fand es furchtbar, wenn Mama traurig war, also kroch ich aus meinem Versteck unter der Bank und setzte mich vor sie. Das war nicht so anstrengend wie zu stehen. Ich legte meinen Kopf auf Mamas Schoß und gab ihr ein Küsschen auf die Hand. Sie streichelte mein Fell und sagte nochmal, dass ich ein guter Junge sei, also wedelte ich mit dem Schwanz. Meine Hüfte tat weh, deshalb musste ich mich hinlegen, aber damit ich Mama weiterhin trösten konnte, stupste ich sie mit meiner Nase an und legte meinen Kopf auf ihren Fuß. Sofort schlief ich ein und erwachte erst wieder, als eine Frau, die nicht Mama war meinen Namen sagte. Ich spitzte die Ohren und als Mama aufstand, versuchte ich auch aufzustehen, aber meine Hüfte tat so weh, dass ich es nicht schaffte. Mama griff unter meinen Bauch und zog mich auf die Beine. Ich ging hinter ihr und der anderen Frau die meinen Namen gesagt hat her, in einen anderen Raum mit einem hohen Tisch in der Mitte. Hier roch es wieder ganz anders und ich bekam noch mehr Angst. Ich wollte mich unter dem hohen Tisch verstecken aber Mama hielt mich fest. „Hab keine Angst“, sagte sie und ihre Stimme beruhigte mich ein wenig. Dann kam ein anderer Mann in den Raum, der mir bekannt vorkam. Er sah traurig aus, das verstand ich nicht. Ich versuchte auf ihn zu zu humpeln und wedelte mit dem Schwanz. Er kam mir entgegen und hockte sich vor mir hin. Dann begann er genau die Stelle hinter meinem Ohr zu kraulen, die ich am liebsten hatte. Ich leckte seine Hand ab und er sagte auch zu mir, dass ich ein guter Junge sei. Der Mann, der mein Ohr gekrault hatte, trug dunkelblaue Kleidung und seine Hand roch nach einem anderen Hund, das machte ihn direkt noch sympathischer. Er sah zu Mama und nickte kurz, dann kamen beide zu mir und griffen unter meinen Bauch. Plötzlich war der Boden unter meinen Füßen ganz weit weg und ich stand auf etwas, was nur der hohe Tisch sein konnte, unter dem ich mich eigentlich verstecken wollte. Von hier aus hatte ich alles im Blick, aber das Stehen wurde wieder zu anstrengend deshalb legte ich mich auf die gemütliche Decke, die auf dem Tisch lag. Es war wirklich sehr bequem dort zu liegen und ich hätte sofort einschlafen können. Der nette Mann stellte Mama einen Stuhl hin, damit sie sich zu mir setzen konnte, was ihn sogar noch netter machte.  Hätte ich die Kraft dazu, würde ich ihm mein Lieblingsstofftier zeigen.

© Daria_Renee 2023-07-02

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Traurig