von Charlotte Klaus
Gedanken hängen in meinen Kopf, wie Wolken am heutigen Himmel.
Es ist Juni. Das Wetter ist regnerisch. Von unlösbaren Zukunftsängsten geplagt marschiere ich einen Waldweg entlang. Meine Hündin Maya begleitet mich. Aufmerksam erkundet sie die Umgebung. Sie schnüffelt mal hier und mal da, läuft voraus und kommt wieder zurück. Die Zeit vergeht nur schleppend. Es nieselt noch immer. Meine Gedanken drehen sich im Kreis.
Fragen über Fragen … wer kann mir nur die Antwort sagen? Die Situation fühlt sich aussichtslos an. Auch bei meinem Spaziergang ist kein Ende in Sicht. Geplant war ein langer Fußmarsch im Wald, um das Chaos in meinem Kopf zu beruhigen und mich zu entschleunigen. Ich stapfe noch immer mit gesenktem Blick und entschlossenem Schritt Richtung Osten. Wohin der Weg mich führt? Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts. Normalerweise wandeln sich meine Ideen im Laufe der Zeit in konkrete Pläne um. Doch heute fühlt es sich so an, als würde mein Kopf in den Wolken hängen. Mit jedem Schritt versuche ich vergeblich Lösungen zu Problemen zu finden, die nur in meinem Kopf existieren.
Vertrau in die Zukunft – der einzig wirklich hilfreiche Rat, der mir in letzter Zeit wie schon so oft ans Herz gelegt wurde. Dabei meldet sich meine innere Stimme: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – erneut ein kognitiver Konflikt. Obwohl ich ein lösungsorientierter Mensch bin, drehen sich meine niemals enden wollenden Gedanken weiter im Kreis. Es fühlt sich fast so an, als wolle ein Hund seinen Schwanz fangen. Er kommt seinem Ziel durch sein unaufhörliches Drehen kein Stück näher. Ganz im Gegenteil, er verharrt beim Problem und dreht sich, im wahrsten Sinn des Wortes, im Kreis. Ähnlich ergeht es mir.
Mittlerweile wird es Zeit heimzukehren. Gut neun Kilometer Fußmarsch liegen hinter uns. Der Wald lichtet sich und wir kommen zu einer stark frequentierten Straße. Autos zischen ans uns vorbei. Ich leine Maya an und wir überqueren eine Brücke. Indessen ist der Nieselregen in Starkregen übergegangen. Es schüttet wie aus Eimern. Wasser überall. Klitschnass aber tapfer schlagen wir uns durch die Regenwand hindurch und machen uns auf den Heimweg. Plötzlich hört es auf zu regnen und die Sicht wird klar.
Ohne dass ich es bemerkt habe, ist mein Kopf auf einmal leer. Keine Gedanken, die sich im Kreis drehen, keine unlösbaren Probleme, die mir die Sicht nehmen, keine unnötigen Zukunftssorgen oder Zukunftsängste, die mich plagen – einfach nichts. Ein angenehmes und zufriedenes Gefühl breitet sich in mir aus.
Der Spaziergang, vor allem aber der Platzregen, haben mir wohl gut getan.
Man könnte fast sagen … es war REGENerierend.
© Charlotte Klaus 2020-07-10