von Nina Tautter
Schon wieder ein Tag wie jeder andere. Lustlos durchquere ich die engen Gassen meiner Heimatstadt.
Der Wind weht mir unter mein Sommerkleid, das fĂŒr diese Temperaturen eigentlich schon viel zu kĂŒhl ist, doch ich wollte es ein letztes Mal in diesem Jahr tragen.
Dunkle Wolken haben sich bereits am Himmel gebildet. Von Regen ist jedoch noch weit und breit keine Spur.
Mit schnellen Schritten gelange ich von der Seitengasse zum Marktplatz, der von groĂen Menschentrauben angesteuert wird.
Wie ĂŒblich findet der Markt am ersten Samstag im Monat statt. Zu kaufen gibt es alles von Lebensmitteln, WĂ€sche, HaushaltsgerĂ€te bis hin zu billigen Kitsch.
Die Menschen kauften was das Zeug hÀlt, doch brauchen tun sie davon (vor allem von dem Kitsch) kaum etwas.
Die Stimmung ist immer heiter. Laut, aber alle sind gut aufgelegt. Sogar diejenigen, die Stress haben und den Markt nur gehetzt verlassen. Die selbst gemachten StÀnde mit den freundlichen VerkÀufern sowie die Musik, die im Hintergrund von einer kleinen Band gespielt wird, muntern die Menschen auf.
Ich muss zugeben meine Stimmung wird trotz der fröhlichen Umgebung nicht besser. Heute ist einfach nicht mein Tag.
Mit flotten Schritten versuche ich mich durch die Menschenmassen zu drÀngen, was leichter gesagt als getan ist. Als ich direkt in der Mitte des Marktplatzes stehe fallen plötzlich erste Regentropfen.
Die Menschen um mich herum rufen wild durcheinander und rennen in alle Richtungen davon, um einen Unterschlupf zu finden. Die Waren werden so gut es geht mit Schirmen und Decken geschĂŒtzt.
Doch ich bleibe stehen. Hebe meinen Kopf gen Himmel und lasse die Regentropfen, die immer stÀrker werden, mein Gesicht hinabrinnen.
Die KÀlte kriecht meinen ganzen Körper hinab, doch das stört mich nicht. Ebenso die Tatsache, dass ich gerade mitten auf dem Marktplatz stehe, mit meinem Sommerkleid und mich vom Regen beregnen lasse.
All die Sorgen des Tages verschwinden. Ich blende alles um mich herum aus und nehme nur mehr den Regen wahr.
Langsam strecke ich meine Arme aus und beginne mich im Takt der Regentropfen, die auf den Boden prasseln und Musik erzeugen, zu bewegen. Die Augen geschlossen und lachend drehe ich mich um die eigene Achse.
Mein Regentanz muss Ă€uĂerst seltsam ausschauen, den Gesichtern der unter einem Unterschlupf stehenden Menschen nach. Doch das stört mich keineswegs. Ich fĂŒhle mich frei und es fĂŒhlt sich gut anâŠ
© Nina Tautter 2021-05-27