von Jürgen Siegert
Nein, Indonesien befindet sich nicht am Ende der Welt und schon gar nicht ein Stück weiter. Zumindest dann nicht, wenn man die Reise dorthin über ein Reisebüro bucht und das Land und einige wenige der rund 17.500 Inseln gut organisiert bereist. Ich darf mich glücklich schätzen, dieses Land anders kennengelernt zu haben und das kam so:
Mein Freund Peter hatte einen interessanten Forschungsauftrag, bei dem er drei Jahre lang den Großteil der Zeit in Indonesien zu verbringen hatte. Während dieser Zeit konnte er kaum mehr als einen kleinen Eindruck des Landes bekommen, spürte aber umso mehr dessen Reiz. Irgendeinmal näherte sich das Ende des Auftrags und des Aufenthalts in Südostasien und Peter hatte eine spontane Idee: Er rief mich an und fragte, ob ich ihn nicht in Indonesien abholen möchte. Wir könnten doch einige Tage das Land bereisen und anders kennen lernen als man es als Tourist üblicherweise gezeigt bekommt. Ich sagte spontan zu.
Wenige Tage später – es war Mitte Juli – saß ich im Flugzeug nach Jakarta, wo mich mein Freund abholte und wir mit unserer abenteuerlichen Reise fernab üblicher Routen begannen. Wir benützten regionale Fluglinien ebenso wie Bemos, das sind landestypische Sammeltaxis, Fischerboote, einmal einen Einbaum, Taxis, aber jedenfalls keinen modernen Reisebus.
An ein auch in dieser Hinsicht ungewöhnliches Erlebnis erinnere ich mich ganz besonders: Wir wollten eine Walfängerstation in Lamalera, im Süden der Insel Lembata besuchen. Brauchbare Straßen sucht man dort vergeblich. Also mieteten wir für uns und unser Gepäck drei Motorradtaxis. Nach stundenlanger, staubiger Fahrt erreichten wir den kleinen Ort am Meer und checkten im einzigen „Hotel“ ein. Wir waren in diesem Jahr die Gäste 15 und 16.
Da wir nun ein Zimmer hatten und für die Weiterreise einen Fischer mit seinem Boot gewinnen konnten, entließen wir unsere Motorradfahrer und genossen ein Abendessen weit weg jeder Zivilisation.
Wir genossen die Reise und vor allem den weitgehenden Verzicht auf die sonst selbstverständliche Organisation durch Reisebüros und Agenturen und lernten ein Land, seine Menschen und deren Lebensumstände unmittelbarer kennen, als es sonst möglich ist.
Als wir wieder zu Hause ankamen wurden wir gefragt, wo wir gewesen seien. Meine Antwort lautete, dass wir am Ende der Welt und noch ein Stückchen weiter gewesen seien.
© Jürgen Siegert 2021-01-23