Wir wollten mit zwei befreundeten Ehepaaren eine Weinreise ins Douro Tal machen und hatten zu diesem Zweck Flüge von Wien über Brüssel nach Porto gebucht. Es kam uns schon etwas eigenartig vor, dass unser Gepäck am Wiener Flughafen nur bis zur ersten Etappe und nicht bis Porto durchgecheckt wurde, aber wir machten uns weiter keine Gedanken. Die große Überraschung erwartete uns in Brüssel, denn dort erfuhren wir, dass die TAP, auf die wir für den Weiterflug nach Porto gebucht waren, wegen eines Streikes alle Flüge storniert hatte. Nun hieß es endlos lang warten, bis uns ein Ersatzflug angeboten wurde. Statt nach Portugal ging es vorerst mit Iberia nach Madrid. Dort stiegen wir in einen Flieger nach Vigo, einem Ort nahe der portugiesischen Grenze. Inzwischen war es Abend geworden und bei ein paar trockenen Crackers trauerten wir um das schöne Dinner, für das wir in Porto Plätze reserviert hatten. Da kam plötzlich die Durchsage, dass wir wegen des starken Nebels leider nicht in Vigo landen könnten, sondern nach Santiago de Compostella fliegen würden. Endlich wieder am Boden konnten wir nur von ferne einen kurzen Blick auf die erleuchtete Kathedrale erhaschen, bevor wir von dort mit Bussen nach Vigo zum Flughafen gebracht wurden. Bei Nacht und Nebel im strömenden Regen ergatterten wir gerade noch die zwei letzten Taxis, die uns endlich nach zweistündiger Fahrt um vier Uhr morgens im Hotel in Porto ablieferten. An der Rezeption bot man uns Portwein zum Willkommensgruß an, doch angesichts unserer etwas strapazierten Magennerven hatten wir um diese Uhrzeit keine Lust darauf. Todmüde fielen wir in die Betten.
Es war immer noch kalt und regnerisch als wir unsere Kreise durch Porto zogen und so manches Glas Portwein degustierten. Wir trösteten uns mit dem Gedanken, dass es im Douro Tal sicherlich wärmer sein würde, denn diese Gegend galt als trocken und extrem heiß. Als wir jedoch in unserer Quinta im Douro Tal ankamen, regnete es so stark, dass das Wasser bei der Türschwelle ins Haus eindrang. Wir erwärmten uns am offenen Kaminfeuer inmitten eines exotischen Dekors. Die Besitzer waren nämlich einige Jahre in Macao gewesen und hatten das Haus mit fernöstlichen Antiquitäten ausgestattet, die eine bezaubernde Atmosphäre erzeugten. Da das Wetter zu schlecht war, um am Abend noch in ein Restaurant zu fahren, improvisierte unser Gastgeber ein fantastisches Dinner mit dem, was gerade in seinem Garten wuchs. Mich quälte bei all dem der Gedanke an unseren Rückflug. Würde der Streik wohl bald zu Ende sein? Jeden Tag erkundigten wir uns bei der TAP und die Antwort war immer die gleiche: Abwarten. Meine Nervosität steigerte sich von Tag zu Tag und ich konnte die Weingüter und die Schiffsfahrt am Douro gar nicht so richtig genießen. Am Weg zum Flughafen zog ich nochmals unsere Tickets für den Rückflug hervor und siehe da, wir waren nicht auf die TAP, sondern auf die Brussels Airlines gebucht, und die streikten nicht!
© Brigitte Thonhauser 2020-09-08