Reise nach Libyen

Mal wieder sollte es auf Reise mit ROTEL gehen, diesem Busunternehmen, wo man auf der Reise vorne im Bus sitzt und in der Nacht im Schlafanhänger schlafen kann. – Reizvoll waren für uns nur ferne Reiseziele. Durch die Toskana mit den roten Spezial-Bussen zu fahren, wäre nicht unser Ding gewesen.

So fiel 2000 die Entscheidung für Libyen, Machthaber Gaddafi war noch Herrscher in diesem Wüstenland, gleich nach Übertritt der Grenze von Tunesien nach Libyen „begrüßte“ er uns von einem großen Bild herab in der ersten Jugendherberge, vor der das Rotel-Reisegespann geparkt wurde. Vorbei an prächtigen Ausgrabungsstätten wie „Leptis Magna“ an der Küste ging es tagelang durch die Wüste bis zur Grenzstadt Gadames an der algerischen Grenze.

Während der Wüstenfahrt hielt der Tross einsam mitten auf der sandverwehten Straße, kein Baum, kein Strauch, nur Sand. Männer links, Frauen rechts – ohne „Deckung“ musste jeder zusehen, wie die Notdurft verrichtet werden konnte.

Ab und an notgedrungen kam dabei eine „Schaufel mit der Klorolle“ zum Einsatz. Die hatte uns ein lieber Freund für die Reise bei „Globetrotter“ vorher bestellt. Die Schaufel, als kleiner, grüner Handspaten, hatte einen aufklappbaren Schaft, in dem eine Rolle Klopapier untergebracht war – was für eine Erfindung! Da Rotel die gleiche Strecke alle 14 Tage mit neuen Gästen abfahren würde, war es nur praktisch und sinnvoll, „alles“ mit ein paar Spatenstichen und „Anhängsel“ gründlich zu beseitigen. – Jeder anschließende Wüstensturm war durch die Grabungsarbeiten chancenlos.

In Lybien herrschte natürlich Alkoholverbot. Neben Jugendherbergen, viele über das ganze Land verstreut, übernachteten wir auch auf Campingplätzen. Neben uns eine italienische Reisemobilcaravane. – Wohnmobilklappen auf, Rotweinschläuche raus – kaum zu glauben, das hätten wir nicht gewagt. So begnügten wir uns beim Einkauf in einem kleinen Wüstendorf mit „Einbecker“ alkoholfrei aus dem Weserbergland. Unglaublich so etwas hier aus der norddeutschen Heimat einkaufen zu können , aber extrem lecker nach zig Litern Wasser während der Reise. Beim nächsten Stop übernachteten wir in einer „Radial-Oase“ – einer Agraranlage in Kreisform, die tief aus der Erde kommend, mitten in der Wüste, über Wasser verfügte und somit 4 Ernten ermöglichte. – Luftbildaufnahmen zeigen solche Musteranlagen als große, grüne Kreise inmitten der goldgelb-glänzenden Wüste.

Vor dem Abendessen sprachen wir mit einem jungen sudanesischen Gastarbeiter, der seinen ganzen Verdienst der Heimatfamilie zur Verfügung stellte. Gedanken quälen einen jetzt 2020, wie die Situation in diesem Hinterland sein wird, in Berichten wird oft nur von den Machtkämpfen rund um Tripolis berichtet.

Am Mandara-See mitten in der Wüste gab es dann noch vor der Weiterfahrt das Angebot, von den Wüstenhügeln auf Skiern hinab ins Tal zu sausen. Im Hinterland Höhlenmalereien aus der Urzeit mit Krokodilen. Libyen – wir hoffen für Dich heute!