René Descartes (1596)

Jakob Rinke

von Jakob Rinke

Story

„Ich denke, also bin ich.“ Kaum ein Satz hat die Philosophiegeschichte so geprägt wie dieser. René Descartes, der diesen Satz prägte, ebnete mit ihm den Weg für die moderne Philosophie und den Rationalismus. Damit gehört Descartes zu den wenigen Philosophen, deren Denken als Epochenschnitt betrachtet wird.

Schon als Kind war Descartes nicht gerade der robuste, abenteuerlustige Junge. Statt wie andere Kinder von den ersten Sonnenstrahlen geweckt zu werden, lag er bis elf im Bett – eine Praxis, die er ein Leben lang beibehielt. Warum? Nun, er hatte keine Zeit für das Gewöhnliche. Während die anderen draußen mit ihren Sorgen kämpften, kämpfte Descartes mit den größten aller Fragen, fest entschlossen, die Welt im Bett zu erobern. Im Schlafanzug den Kosmos zu begreifen – das war sein Plan. Ein nicht unwesentlicher Teil seiner Philosophie dürfte deswegen wohl im Bett entstanden sein. Sein wohlhabender Vater drängte darauf, dass er Rechtswissenschaften studierte, obwohl Descartes sich weit mehr für Mathematik interessierte. Nach seinem Abschluss reiste Descartes durch Europa. Beflügelt von den vielen neuen Eindrücken hatte er eine Vision – er wollte ein unerschütterliches Fundament für die Naturwissenschaften schaffen. Er widmete sich bald der Ausarbeitung seiner Metaphysik – stets in der Angst, zu sterben, bevor er sein Lebenswerk vollenden konnte. Einer Anekdote zufolge wurde Descartes auf einer Reise von Piraten überfallen. Doch an Aufgeben war nicht zu denken – sein Werk war noch nicht vollendet. Getrieben von der Angst, es nicht vollenden zu können, verteidigte er sich mit Entschlossenheit, bis die Angreifer schließlich flohen. Nach zahlreichen Veröffentlichungen verstarb Descartes – leider, bevor er seine Metaphysik vollenden konnte.

Seine Veröffentlichungen waren dennoch ihrer Zeit weit voraus. Statt Wissen als gegeben anzusehen, setzte er radikale Zweifel als Methode ein: Er hinterfragte alles, bis er einen unerschütterlichen Ausgangspunkt fand. Statt sich auf Tradition oder Autorität zu verlassen, suchte er nach unerschütterlicher Gewissheit. Doch um sein Denken nachzuvollziehen, muss man sich von traditionellen Denkmustern lösen. Descartes beginnt mit der Annahme, dass nichts von dem, was wir wissen, gewiss ist. Er zweifelte. An allem. An der Welt, an seinen Sinnen, an der Wahrheit selbst. Vielleicht war alles eine Illusion – ein grausamer Scherz eines Dämons. Doch eines ließ sich nicht bezweifeln: Dass er dachte. Dass da ein „Ich“ war, das all diese Fragen stellte. Gäbe es dieses Ich nicht, gäbe es auch die Frage nicht. Oder kurz: „Cogito, ergo sum“ – ich denke, also bin ich. Mit dieser Erkenntnis legte Descartes den Grundstein für den modernen Rationalismus.

Descartes hinterließ ein philosophisches Erbe, das das Denken der Menschheit nachhaltig veränderte. Sein radikaler Zweifel legte den Grundstein für das moderne Verständnis von Wissen und Erkenntnis. Auch wenn er seine Metaphysik nicht vollenden konnte, hinterließ er eine Revolution im Denken, die bis heute nachhallt. ‚Cogito, ergo sum‘ – dieser Satz ist längst mehr als ein philosophisches Mantra. Er bleibt ein Symbol für die unaufhörliche Suche nach Wahrheit durch die Macht der Vernunft.

© Jakob Rinke 2025-06-01

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Informativ, Inspirierend