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Malachai

von Malachai

Story

Es ist besonders schmerzhaft, wenn eine Person, die einem wichtig ist, eine von heute auf morgen plötzlich ersetzt. So erging es mir auch mit meiner Freundin Sarah. Sarah, meine Freundin Regina und ich waren unzertrennlich. Eines Tages erhielt Regina einen Anruf von Sarah. Sie wollte sich mit uns im Kino treffen. Gesagt – getan.

Nur noch 15 Minuten bis Filmbeginn- und eine nicht enden wollende Schlange zwischen mir und dem Popcorn. Wie sollte ich das bloß schaffen! Sehnsüchtig blickte ich nach vorne und leider auch auf die Menschen vor mir und ich bemerkte, dass noch über vier Familien vor mir standen. Hoffentlich klappte das noch.

Keuchend kam ich im Kinosaal an. Die Werbung lief bereits, aber der Film hatte noch nicht begonnen. Erleichtert blieb ich im Eingang stehen und blickte mich nach meinen Freundinnen um. Da! Da vorne saßen sie! Regina und Sarah saßen in der zweiten Reihe und schienen sich lebhaft zu unterhalten. Schnell setzte ich mich zu ihnen „Hast du es doch noch geschafft“, rief Sarah mit zu und knuffte mir in die Seite, „Wir hatten schon gar nicht mehr rechtzeitig mit dir gerechnet.“ „Rechtzeitig und erfolgreich“, antwortete ich lachend und warf mir demonstrativ eine Handvoll Popcorn in den Mund. Regina lachte kurz, bevor Sarah sie anstupste und auf die Leinwand deutete, um zu zeigen, dass der Film begonnen hatte.

Der Film zog sich. Er konnte mich irgendwie einfach nicht packen. Der Held schlug sich auf der Leinwand gerade mit ein paar Schurken, aber wirklich spannend war dies auch nicht. Den anderen ging es ähnlich. Wir hatten angefangen, Kommentare abzugeben und uns über Details lustige zu machen.

Plötzlich meinte Sarah: „Ich glaube, ich habe dahinten Robert und Sabine aus der Uni gesehen, ich gehe mal kurz rüber!“ Ich nickte ihr zu und Regina meinte „klar, mach nur“ und wir unterhielten uns weiter über die nächste Sache, die gerade geschehen war. Doch Sarah kam einfach nicht wieder. Ich blicke mich um und sah, dass sie sich auf einen leeren Platz neben ihre Freunde gesetzt hatte und alle drei in ein Gespräch vertieft waren. Ein wenig gekränkt, dass sie uns allein gelassen hatte, drehte ich mich wieder nach vorne.

Der Abspann lief über die Leinwand. Der Film war echt mies. Ich zuckte zusammen, als Regina ihren Ellenbogen in meine Seite rammte und mir zu zischte „Sarah ist weg“. Schockiert drehte ich mich um und erschrak. Sarah und ihre Freunde waren verschwunden. „Sie ist bestimmt einfach vorgegangen“, schlug ich hoffnungsvoll vor. Doch wir konnten sie nicht finden.

Das war das letzte Mal, dass wir etwas mit Sarah gemacht haben. Jedes Mal, wenn wir sie danach getroffen haben, war sie abweisend oder ging uns aus dem Weg. Wir wissen bis heute nicht, was an diesem Abend passiert is und Sarah versuchte es auch nie zu erklären. Ich weinte damals oft und ich frage mich bis heute, ob ich etwas falsch gemacht habe. Ich werde es wohl nie erfahren.

© Malachai 2021-08-04

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