von Horst Sammet
Vorgeschichten: Küchenparty / Offenes Feuer / Regenbogenhochzeit
Steffi und Maria haben uns zu Kaffee, Kuchen und ratschen eingeladen. Wir sitzen gemütlich auf ihrer Veranda mit dem Blick zum Schwimmteich und schauen Libellen bei ihren Flugkünsten zu. Rohrkolben und Seerosen haben hier ein neues zu Hause gefunden und wir freuen uns über diesen idyllischen Platz.
Da klingelt es und Steffi geht nach vorn zum Gartentor und kommt mit Dieter wieder. Mit einem freudigen Hallo begrüßt er uns und fragt: Ist bei Euch noch ein Platzerl frei? Aber natürlich, denn mit Dieter verstehen sich alle gut. Maria holt noch eine Kaffeetasse und wir rücken alle etwas zusammen.
Da Dieter ohne seine Uschi gekommen ist, fragen wir: Geht es Ihr nicht gut? Och, ich glaube bestens, meint er und schaut auf den Teich. Wir schauen uns alle fragend an.
Es dauert nicht lange, dann fängt Dieter zu erzählen an. Ihr wißt doch noch, dass Uschi vier Wochen vor Eurer Hochzeit auf Kur ging, wegen Migräne, Übergewicht, Kreislauf, Herz und zu viel Alkohol. Ich erinnere mich noch, dass sie eine Flasche Gin in ihren Koffer legte und meinte, der ist für Notfälle.
Am 12. August bin ich dann die 300 km zu ihr gefahren, um sie zu Eurer Hochzeit abzuholen. An der Rezeption fragte ich, wo meine Frau zu finden ist und die Dame sagte: Im Park, bei Dr. Winter. Also ging ich hinaus, um die beiden zu suchen. Am Brunnen standen sie, in inniger Umarmung und küßten sich. Dann gingen sie Hand in Hand davon. Ich machte unbemerkt noch einige Fotos und hatte genug gesehen.
Dieter nahm einen Schluck Kaffee und wir schauten ihn verwirrt an. Na sowas, seine Uschi und ein Kurschatten. Es kommt noch besser, sagte Dieter in unsere Runde. Da komme ich von der Arbeit nach Hause und zwei Polizisten stehen vor der Haustür und lassen mich nicht hinein. Sie sagen, meine Frau habe Polizeischutz und holt ihre Sachen ab, denn ich hätte sie geschlagen und deshalb sei die Polizei hier.
Da konnte ich nicht anders, lachte auf und nahm meine Sonnenbrille ab, denn Uschi hatte mir ein blaues Auge verpasst, als ich nicht sofort etwas Alkoholisches brachte.
Dann kam Uschi mit zwei Koffern aus dem Haus, stellte einen ab, gab mir eine Ohrfeige und sagte: Du bist ein Weichei und Schlappschwanz und hast so was wie mich gar nicht verdient. Mein Anwalt wird alles regeln. Sie ging an den Beamten vorbei, die nur noch die Köpfe schüttelten. Ich rieb meine Backe und rief Uschi hinterher: Sage Deinem Dr. Winter aus der Schweiz einen schönen Gruß!
Dieter lehnte sich zurück, grinste und meinte zu uns allen: Ja, liebe Freunde, ich bin ab heute frisch geschieden und will von Uschi nichts mehr sehen und hören. Und jetzt könnte ich noch eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen vertragen, bitte mit viel Schlagobers, und wißt Ihr was das Beste ist „auch wenn der Himmel grau ist, meine Welt ist ab sofort bunt wie ein Regenbogen“.
Das ist doch ein Grund zum Feiern und so holt Dieter aus seiner Tasche alkoholfreien Sekt und wir stoßen auf seinen Neustart an.
© Horst Sammet 2021-08-31