von Gisela Diehl
In Rheinhessen; einer Weinregion in Rheinland Pfalz, gibt es auf kleinstem Raum verschiedene Dialekte. Wird in Mainz das “S” besonders bei den Wörtern, “ hasste, wusste wisst-er ” betont, so hört man in Worms einen leichten Singsang mit Fragezeichen am Satzende. In Alzey wiederum ist das ausgeprägte “A” in dem Satz; “ ich ha der uff’s Ach un uff’s annere Ache ach” zu hören. Drei Kilometer weiter, im Stadtteil Weinheim, hört man das “Oi” in Woinem – Weinheim, das “Oi”- Ei, in “ Woi ”- Wein, und “soins” -in seins. Aber auch das “Hunn ” ist sehr präsent in Rheinhessen, was sehr schön in “Hunner schon geheert (habt ihr schon gehört) oder ich hunn schunn” (ich habe schon) zu hören ist. Manche behaupten das “Hunn” (Habe) stamme noch aus der Hunnenzeit. Selbst Atila soll gesagt haben, als er vom Pferd stieg: „Ich bin Hunne“.
Für Außenstehende hören sich die Dialekte wie eine Fremdsprache an. So war es auch vor einiger Zeit in der Weinheimer Schule, als zwei Volontärinnen am Kochunterricht, der jeden Dienstag stattfand, teilnahmen.
Auf dem Speiseplan standen Nudeln mit Hackfleischsoße und als Dessert Vanillepudding auf Beerenmix. Nachdem die Mädchen aufgeteilt waren, konnte es losgehen und sie holten das Kochgeschirr und das Besteck aus den Schränken. Für die Nudeln brauchten sie einen großen Topf und der stand ganz unten, hinten im Unterschrank. Ein Mädchen bat die Volontärin, die vor dem Schrank stand, ihr doch bitte das große “Dippe” (Topf) aus dem Schrank zu holen. Doch die junge Frau verstand sie nicht und fragte nochmal nach. die Schülerin wiederholte ihre Bitte, doch ohne Erfolg. Jetzt mischte sich eine andere Schülerin ein, mit den Worten: Ei, die will den “großen Hauwen” hunn (Sie möchte den großen Kochtopf haben). Ein bedauerndes Schulterzucken war die Antwort. Nun meldete sich die erste Schülerin wieder zu Wort und sagte, in vermeintlichem Hochdeutsch und lauter Stimme:“Ich will den großen „H A U W E N “ vunn do unne, um die Nudele zu kochen hunn. (Ich möchte den großen Kochtopf von dort unten, für die Nudeln zu kochen, haben)
Zuerst kam ein leichtes Schulterzucken, doch dann kam der Volontärin ein Verdacht und sie fragte nach, ob das Mädchen einen großen Topf gemeint hätte. Endlich hatte sie verstanden und die Mädchen bejahten es. Unter viel Gelächter und Geplapper ging nun das kochen los. Später beim Essen versuchten die Schülerinnen den beiden Volontärinnen den Weinheimer Dialekt näherzubringen.
Auch die französischen Besatzungszeiten in den Jahren und Jahrhunderten von 1798-1814, von 1918-1928 und dann noch1945-1948 hat ihre Sprachlische Spuren hinterlassen. Heute noch hört man im allgemeinen Sprachgebrauch, Aller für gehen, Trottoir- Bürgersteig, Portemonnaie- Geldbörse, Canape-sofa, und viele begriffe mehr.
© Gisela Diehl 2022-11-19